Was bei Mückenstichen hilft:Heiße Münzen gegen Juckreiz

Stechmückenplage am Chiemsee

In diesem Jahr ist die Mückenplage besonders groß.

(Foto: dpa)

Statt Entspannung bringen die Sommerabende im Freien derzeit jede Menge juckender Mückenstiche mit sich. Ein Hautarzt erläutert, was Erleichterung bringt und ob Kratzen wirklich tabu ist.

Von Andrea Bannert

Die Mücken sind in diesem Jahr eine echte Plage. Durch das Hochwasser konnten sie sich ausgezeichnet vermehren und sind sogar aus mehrere Jahre alten Eiern geschlüpft. Die surrenden Blutsauger können die Sommerlaune gehörig verderben. Der Münchner Hautartz und Experte für Insektenstiche, Harald Bresser, erklärt, was man im Falle eines Stichs tun kann.

Süddeutsche.de: Herr Dr. Bresser, wir alle kennen die juckenden, roten Stellen auf der Haut, wenn uns eine Mücke gestochen hat. Was genau passiert da im Körper?

Harald Bresser: Die Mücke gibt Substanzen in die Wunde ab, die die Blutgerinnung verhindern, denn sie muss das Blut ja ansaugen. Ohne diese Stoffe würde das Blut sonst in ihrem dünnen Rüssel schnell gerinnen. Außerdem injiziert sie Chemikalien, die den Juckreiz zunächst dämpfen, damit sie nicht sofort erschlagen wird. Anschließend kommt es im Körper zu einer Unverträglichkeitsreaktion: Die betroffene Stelle juckt und schwillt an.

Süddeutsche.de: Schon als Kinder haben die meisten von uns gelernt: Finger weg vom Mückenstich. Trotzdem kratzen viele, wenn es juckt. Ist das wirklich so schlecht?

Bresser: Das kann ich mit einem ganz klaren "Ja" beantworten. Kratzen hat drei unangenehme Effekte: Erstens wird durch das Kratzen der Juckreiz tatsächlich verstärkt und die Schwellung verschlimmert sich. Grund ist, dass unser Körper durch die Reizung zusätzlich juckreizauslösende Substanzen ausschüttet, zum Beispiel histaminähnliche Substanzen. Das zweite Problem: Durch das Kratzen können Schmutz und Keime in die Wunde gelangen und eine bakterielle Infektion auslösen. Und drittens kapselt sich der Stich durch das Kratzen möglicherweise ab. Es bilden sich erbsengroße Knötchen in der Haut, die meist leicht gerötet sind, sogenannte Histiozytome. Meistens enstehen sie am Unterschenkel, weil Mücken dort besonders häufig zustechen. Die Knötchen können ein Leben lang bestehen bleiben.

Süddeutsche.de: Also ist Kratzen eine schlechte Idee. Was hilft dann, wenn es juckt?

Bresser: Es gibt eine Reihe von wirksamen Hausmitteln. Das wichtigste ist, die Stelle rasch zu kühlen. Durch die Verdunstungskälte wird der Juckreiz gelindert und die Schwellung geht zurück. Sie können zum Beispiel mit einem Eiswürfel über den Stich streichen. Man darf Eis aber nicht zu lange auf die betroffene Stelle halten, sonst sind Erfrierungen möglich. Alternativ können Sie eine Zwiebelhälfte auf den Stich drücken. Der Saft der Zwiebel hat antientzündliche Eigenschaften.

Die Wirkung der Hitze

Süddeutsche.de: Es gibt Geräte, die lokal einen kleinen Hitzeschock verursachen ...

Bresser: Das funktioniert tatsächlich, wie Studien ergeben haben. Man kann auch eine Münze auf etwa 50 Grad erwärmen; das ist so warm, dass man das Geldstück gerade noch anfassen kann. Legt man es auf die betroffene Stelle, wird wahrscheinlich ein Teil der juckreizauslösenden Enzyme aus dem Insektengift zerstört. Die Hitze wendet man am besten sofort an, noch bevor es richtig anfängt zu jucken.

Süddeutsche.de: Was ist mit Medikamenten?

Bresser: Bei einem harmlosen Stich kann man ein Antihistaminikum-Gel (zum Beispiel Fenistil) verwenden. Ein Gel ist besser als eine Salbe oder Creme, weil es viel Wasser enthält. Die Verdunstungskälte unterstützt den medikamentösen Effekt. Es gibt auch frei erhältliche Kombinationspräparate, die zusätzlich Cortison enthalten. Die Wirkung ist stärker. Manchmal macht das bei Kindern Sinn, die sich sonst unkontrolliert kratzen. Eine infizierte Wunde ist schlimmer als einige Male äußerlich Cortison anzuwenden.

Süddeutsche.de: Kann ein Mückenstich bei uns auch gefährlich werden?

Bresser: Prinzipiell nein. In Deutschland gibt es keine ernsthaften Erkrankungen, die von Mücken übertragen werden. Aber einige Tropenkrankheiten breiten sich leider in Europa aus. Das so genannte Denguefieber ist inzwischen auch in den beliebten Urlaubszielen rund ums Mittelmeer angekommen. In seltenen Fällen kann ein Mückenstich eine Allergie auslösen. Betroffene bekommen dann monströse Schwellungen oder Knoten an der Stichstelle. Diese Reaktionen gehören in ärztliche Behandlung.

Wie Sie Mücken auf Abstand halten, erfahren Sie hier.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: