Wider den Diätenwahn:Lob des Fettpolsters

Mit übertriebenen Diäten rücken viele Menschen jedem Speckröllchen zu Leibe. Doch Fett ist wichtiger für den Körper, als die meisten glauben. Zum Anti-Diät-Tag: Eine Ehrenrettung für das Hüftgold.

Von Berit Uhlmann

10 Bilder

Fettzellen

Quelle: University of Michigan - MacDoug

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Fettpolster sind für manche Menschen das Übel schlechthin. Doch dabei wird übersehen, dass der Körper von seinem Fett in vielerlei Hinsicht profitiert. Vom Sinn der Polster:

Fett ist ein hervorragender Energiespeicher

Ein Gramm Fett speichert mit neun Kilokalorien deutlich mehr Energie als Eiweiß oder Kohlenhydrate. Diese Energie kann freigesetzt werden, um in Hungerzeiten davon zu zehren. Auch wenn diese Fähigkeit heute nur noch selten gebraucht wird: Der Mensch kann, sofern er Wasser zu sich nimmt, 30 oder mehr Tage ohne Nahrung überleben, indem er seine Fettzellen (im Foto) nach und nach leert.

Das bedeutet allerdings auch: Wer seinen Körper immer wieder dem Hunger aussetzt, etwa durch radikale Diäten oder Fasten, verführt ihn dazu, mehr Fettreserven anzulegen.

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Quelle: The Estate of Diane Arbus

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Fett erzeugt Wärme

Fett ist nicht gleich Fett. Die Energiespeicherung übernimmt das so genannte weiße Fett. Daneben gibt es aber auch braunes Fett. Es erzeugt Wärme. Säuglinge verfügen über besonders viel davon, um nicht auszukühlen.

Fighting Fat with Fat

Quelle: Peter Allen

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Fett baut Fett ab

Die Wirkungen des braunen Fetts sind aber noch viel erstaunlicher. Denn es erzeugt Wärme, indem es weißes Fett verbrennt. Damit hält es offenbar schlank.

Lange Zeit dachte man, dass dieses braune Fett jenseits der Kindheit nicht mehr vorkommt. Doch mittlerweile konnten Forscher es auch bei Erwachsenen finden - und zwar vor allem bei schlanken Menschen. An Mäusen konnten Forscher zeigen, dass Individuen mit viel braunem Fett dünner sind, auch wenn sie mehr fressen als ihre Artgenossen (in der Illustration zu sehen). Wissenschaftler haben Mäusen bereits braunes Fettgewebe transplantiert und sie damit abspecken lassen. Schon denken sie darüber nach, auch beim Menschen Fett zu bekämpfen - mit Fett.

Sommerschlussverkauf beginnt

Quelle: dpa

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Ohne Fett keine Fortpflanzung

Ein Frauenkörper muss mindestens zu etwa 20 Prozent aus Fett bestehen, damit die Frau einen Eisprung hat - und Kinder bekommen kann. Forscher haben vor einigen Jahren festgestellt, dass viele Schaufensterpuppen mit ihren Proportionen diesen Fettanteil kaum mehr erreichen würden. Sie legen eine Norm vor, die Frauen wahrscheinlich unfruchtbar machen würde.

Fuß

Quelle: iStockphoto

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Fett produziert Hormone

Nach der Menopause übernimmt bei Frauen das Fettgewebe eine wichtige Funktion der Eierstöcke: Es bildet Östrogen. Das Hormon ist nicht nur für die Fortpflanzung nötig, sondern schützt vor Knochenschwund. Auch im Fettgewebe der Männer entsteht Östrogen.

FILE PHOTO FROM THE MOVIE GLADIATOR

Quelle: REUTERS

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Fett puffert Hiebe ab

Gladiatoren hatten nach Auffassung einiger Archäologen wenig mit den wohlgeformten Helden zu tun, die Hollywood uns vorstellt, sondern erinnerten eher an Sumoringer. Sie sollen sich gezielt dicke Speckschichten angefressen haben - als Schutz gegen Hiebe und Stichverletzungen. Plausibel ist dies. Fett schützt tiefergelegene Blutgefäße, Nerven und innere Organe bei Verletzungen und Unfällen.

Stem Cells Open Doors To Greater Understanding Of Neurlogical Diseases

Quelle: Getty Images

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Fett macht den Hirnschmalz

Das Gehirn besteht zu 70 Prozent aus Fett. Dieses umhüllt, wie die Isolierung eines Kabels, die Nervenzellen und sorgt so für eine effektive Weiterleitung von Reizen.

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Quelle: SZ

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Fett hilft vermutlich bei der Krankheitsabwehr

Zunehmend entdecken Forscher weitere Funktionen des Körperfetts, auch wenn die genauen Mechanismen noch nicht klar sind. Offenbar spielen Fettzellen eine Rolle im Immunsystem. Sie helfen wahrscheinlich, Immunzellen zu aktivieren, wenn Krankheitserreger (im Bild: Listerien) in den Körper eindringen.

Barock aus Antwerpen im Bucerius Kunstforum

Quelle: dpa

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Fett hilft mit Stress umzugehen

Möglicherweise hilft Fett auch, Stress zu bewältigen. Als Forscher verschiedene Menschen Belastungen aussetzten, zeigte sich, dass die Dickeren weniger Stresshormone im Blut hatten und sich besser fühlten als dünne Zeitgenossen. Wer sehr häufig unter Stress steht, mit dem er nicht umgehen kann, riskiert ernsthaft psychisch oder körperlich krank zu werden. Auch diese Beobachtung könnte miterklären, was etliche Studien gezeigt haben: Mollige leben länger.

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2010

Quelle: REUTERS

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Ab einem gewissen Maß ist Fett schädlich

Doch warum predigen uns Ärzte und Ernährungswissenschaflter dann stets, Fast-Food zu meiden, uns zu bewegen, auf das Gewicht zu achten? Fettpölsterchen haben keine unbegrenzten Vorteile. Bei schwerem Übergewicht dominieren die Nachteile. Diabetes, Arteriosklerose und mit ihr Herzinfarkte und Schlaganfälle drohen. Das Skelett wird überlastet, psychische und soziale Probleme können zunehmen. Außerdem spielt die Verteilung des Fetts eine Rolle. Als gesundheitsgefährdend erachten Mediziner das Fett um den Bauch. Weniger riskant scheint es an Hüften und Beinen zu sein. (Mehr zum Idealgewicht lesen Sie hier).

Alles zum Abnehmen finden Sie in unserem Ratgeber.

© Süddeutsche.de/beu/mcs/bavo
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