USA:So wurde Trumps geistige Fitness geprüft

Ein Militärarzt hat die kognitiven Fähigkeiten des US-Präsidenten mit dem "Montreal Cognitive Assessment" überprüft. So funktioniert das Verfahren.

Von Jan Schwenkenbecher

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Bereich 1 - "Visuospatial / Exekutiv"

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Quelle: SZ

Als "sehr gesund" und "geistig sehr klar" hat der Militärarzt Ronny Jackson US-Präsident Donald Trump bezeichnet. Für die Einschätzung seiner Intelligenz unterzog der Physician to the President Trump dem "Montreal Cognitive Assessment"-Test (Moca). Dieser dauert etwa zehn Minuten und dient zur Diagnose von Alzheimer, Demenz oder einer leichten kognitiven Beeinträchtigung. Bei diesen Krankheiten sind verschiedene Bereiche im Gehirn der Betroffenen geschädigt und funktionieren schlechter als üblich. Der Test enthält Aufgaben, bei denen die entsprechenden Hirnregionen aktiv sind.

Die erste Aufgabe für die Testperson ist, Zahlen und Buchstaben in aufsteigender Reihenfolge zu verbinden (1 - A - 2 - B...). Dabei muss man sich nach jedem Strich auf eine neue Situation einstellen, die Aufgabe ins Gedächtnis rufen, das nächste Ziel suchen und es schließlich auf dem Papier verbinden. Anschließend werden mit zwei weiteren Aufgaben die visuell-räumlichen Fähigkeiten überprüft. Diese beinhalten, ein Objekt als solches zu erkennen, es ins Gedächtnis zu übertragen und schließlich wiedergeben zu können. Zum einen muss im Moca ein dreidimensionaler Würfel abgemalt werden. Die Herausforderung ist, die räumliche Tiefe im Bild zu erkennen. Bei der dritten Aufgabe muss schließlich ein Objekt aus dem Gedächtnis gezeichnet werden: eine Uhr, die "Zehn nach elf" anzeigt. Die Schwierigkeit besteht hierbei darin, alle Stundenziffern korrekt einzuzeichnen und auch Stunden- und Minutenzeiger an die richtige Stelle zu setzen. 5 Punkte.

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Bereich 2 - Benennen

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Hier muss die Testperson die gezeigten Tiere (Löwe, Nashorn oder Rhinozeros, Kamel oder Dromedar) benennen. Fehler bei dieser Aufgabe können auf verschiedene kognitive Beeinträchtigungen zurückzuführen sein. Zum Beispiel gibt es Menschen, die zwar nicht auf "Kamel" kommen, aber wissen, dass das Tier in der Wüste lebt. Das deutet auf eine Wortfindungsstörung oder auf Probleme im semantischen Gedächtnis hin. Kann der Getestete hingegen gar nichts über das Tier sagen, ist das ein Hinweis darauf, dass er zwar die Linien sehen, diese aber nicht zu einem Objekt zusammensetzen kann. 3 Punkte.

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Bereich 3 - Gedächtnis

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Der Gedächtnistest im Moca funktioniert so, dass der Arzt die fünf Worte Gesicht, Samt, Kirche, Tulpe und Rot vorliest. Die Testperson soll diese wiederholen, dann folgt ein zweiter Durchgang. Anschließend sagt der Arzt dem Getesteten, dass er die Worte später noch ein Mal abfragen wird. Punkte gibt es erst später. Ein schlechtes Gedächtnis ist die wohl auffälligste Äußerung von kognitiven Beeinträchtigungen, sowohl für die Person selbst als auch für Angehörige. Dies muss nicht unbedingt ein Hinweis auf Demenz sein. Schlechtere Gedächtnisleistungen treten auch bei vielen anderen Krankheiten wie Parkinson, Chorea Huntington oder Depressionen auf. Und sie sind ganz gewöhnlicher Teil des Alterns. Keine Punkte.

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Bereich 4 - Aufmerksamkeit

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In dieser Kategorie liest der Arzt zunächst zwei Zahlenreihen vor. Die fünfstellige soll die Testperson normal wiedergeben, die dreistellige rückwärts. Hierbei handelt es sich um einen kurzen Gedächtnistest, bei denen vor allem das Arbeitsgedächtnis gefragt ist. Dort werden die für eine Aufgabe benötigten Informationen bereitgehalten und verarbeitet. Anschließend liest der Arzt mehrere Buchstaben vor, der Getestete soll bei jedem "A" kurz auf den Tisch klopfen. So wird die Aufmerksamkeit überprüft. Alzheimer-Patienten schneiden hier besonders schlecht ab. Die letzte Aufgabe ist Rechnen. Beginnend bei 100 soll die Person immer 7 abziehen, bis der Arzt Stopp sagt. Auch hier spielt das Arbeitsgedächtnis eine zentrale Rolle, denn die Person muss das zuvor errechnete Ergebnis als Ausgangspunkt weiter im Gedächtnis behalten, um davon die nächste 7 abzuziehen. 6 Punkte.

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Bereich 5 - Sprache

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Der Arzt liest zwei Sätze vor, die Testperson muss diese exakt nachsprechen. Häufige Fehler passieren bei den Wortendungen ("versteckt" statt "versteckte") oder in der Pluralbildung ("der Hund" statt "die Hunde"). Weil hier Sprache und nicht Zahlen ins Gedächtnis gerufen werden müssen, sind zum Teil andere Hirnregionen aktiv. Anschließend soll die Person so viele Worte wie möglich finden, die mit "F" beginnen. Bei mindestens elf Wörtern in 60 Sekunden gilt die Aufgabe als bestanden. Gleich mehrere kognitive Schritte müssen hierbei parallel bewältigt werden: das Arbeitsgedächtnis muss genutzt, Wörter im semantischen Gedächtnis gesucht und falsche Wörter ausgeschlossen werden. 3 Punkte.

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Bereich 6 - Abstraktion

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Nach einem kurzen Beispiel (eine Banane und eine Apfelsine sind beides Früchte) soll der Getestete die übergeordnete Gemeinsamkeit bei zwei weiteren Wortpaaren erkennen. Je Wortpaar gibt es einen Punkt. Hier muss die Testperson zunächst anhand der Begriffe auf die Objekte schließen und diese danach auf gleiche Merkmale hin untersuchen. Besonders Alzheimer- und Huntington-Patienten schneiden hier schlecht ab. 2 Punkte.

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Bereich 7 - Erinnerung (2)

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Nun kommt die eigentliche Erinnerungsaufgabe. Die Testperson muss sich an die eingangs vorgelesenen Worte erinnern, für jedes gibt es einen Punkt. Kann sich der Getestete an einen oder mehrere Begriffe nicht erinnern, gibt der Arzt zunächst einen Hinweis auf die Kategorie (Gesicht: ein Teil des Körpers) und stellt schließlich drei zur Auswahl (Nase, Gesicht, Hand). Für Worte, an die sich die Testperson erst nach einem Tipp erinnerte, gibt es keine Punkte. Der Arzt erhält so aber einen Hinweis, welche Gedächtnisstörung vorliegt. Kann sich der Patient nach den Hinweisen an die Worte erinnern, deutet das darauf hin, dass er Probleme hat, Erinnerungen abzurufen. Kann er sich auch mit den Hinweisen nicht erinnern, lässt das darauf schließen, dass es schon nicht geklappt hat, die Wörter überhaupt abzuspeichern. 5 Punkte.

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Bereich 8 - Orientierung

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Zum Schluss testet der Arzt die Orientierung des Patienten und fragt nach Datum, Monat, Jahr, Wochentag, Ort und Stadt. Wie sich in Studien zeigte, kann mit dieser Aufgabe am besten vorhergesagt werden, wie gut eine Person im alltäglichen Leben zurechtkommt. 6 Punkte.

Am Ende des Tests zählt der Arzt, wie viele der 30 möglichen Punkte der Getestete erreicht hat. Personen, die in ihrem Leben eine Ausbildungszeit von 12 oder weniger Jahren hatten, wird ein zusätzlicher Punkt angerechnet. Ein Ergebnis von 26 oder mehr Punkten gilt als normal. Donald Trump holte nach Aussage seines Arztes alle 30 Punkte.

© SZ.de/chrb/sks
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