USA:Pharma-Freund soll Arzneimittel-Zulassung leiten

The American Enterprise Institute photo of Scott Gottlieb

Scott Gottlieb soll neuer Chef der FDA werden. Er berät derzeit mehrere Pharmafirmen.

(Foto: Reuters)

Donald Trump hat für die US-Zulassungsbehörde FDA eine klare Vision: Medikamente sollen schneller auf den Markt kommen. Pharma-Berater Scott Gottlieb soll als neuer Behördenchef dafür sorgen.

Von Berit Uhlmann

Das Weiße Haus will den als gemäßigt geltenden Scott Gottlieb als Chef der US-Zulassungsbehörde FDA berufen. Wenn der Senat zustimmt, wird damit ein Mediziner die Food and Drug Administration leiten, der bereits unter Präsident George W. Bush mehrere Jahre lang für die einflussreiche Organisation gearbeitet hat.

Aktuell listet der 44-Jährige im Karrierenetzwerk Linked-In insgesamt 13 verschiedene Positionen und Mitgliedschaften auf. Er gehört unter anderem dem konservativen Thinktank American Enterprise Institute an, schreibt für das Forbes-Magazin, berät das Pharmaunternehmen Glaxo-SmithKline und sitzt im Vorstand mehrerer Biotech-Firmen, was Kritiker als bedenkliche Nähe zur Pharmaindustrie betrachten. Gottlieb werde die größten Interessenskonflikte in der Geschichte des Amtes haben, sagte Harvard-Politologe Daniel Carpenter in der New York Times. Dennoch sei er "der am wenigsten problematische aus dem sehr traurigen Kandidatenkreis". Zur Wahl stand auch der Investor Jim O'Neill, ein Vertrauter des Silicon Valley-Milliardärs Peter Thiel. Er hatte Unruhe mit seiner Ansicht geweckt, dass Medikamente schon auf den Markt kommen sollten, bevor sie ihre Wirksamkeit in aufwendigen klinischen Studien bewiesen hätten.

Allerdings wird auch Gottlieb vor der Aufgabe stehen, Zulassungen zu beschleunigen. Präsident Donald Trump hatte die FDA mehrfach als zu schwerfällig kritisiert und ein höheres Tempo angekündigt. Dabei ist die FDA nach eigenen Angaben bereits die schnellste Zulassungsbehörde der Welt. Im Schnitt dauert ihr Begutachtungsprozess zehn Monate. Ungeachtet dessen hatte die Obama-Regierung in ihren letzten Amtswochen eine Aufweichung der strengen Prüfregeln beschlossen. Geht die Zulassung überhaupt noch schneller, ohne Patienten zu gefährden?

Die FDA veröffentlichte vor Kurzem ein Kompendium, das sich auch als Warnung vor solchen Plänen lesen lässt. Ihre Wissenschaftler trugen 22 Fälle zusammen, in denen Arzneimittel in der zweiten Studienphase vielversprechend aussahen, in der dritten und finalen Phase allerdings versagten. Ohne diese gründliche Prüfung in Phase 3 wären Patienten ungewissen Risiken und das Gesundheitssystem unnötigen Ausgaben ausgesetzt gewesen, schreibt die Behörde.

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