Ursache des Fingerknackens:Am Knackpunkt

Fingerknacksen

Erst nach kräftigem Zug bildet sich ein Hohlraum (in der rechten Aufnahme zu sehen).

(Foto: University of Alberta)

Manche Menschen lassen ihre Umgebung am Innenleben ihrer Gelenke teilnehmen. Sie zerren an den Fingern, bis es kracht. Forscher sind nun der Frage nachgegangen: Wie kommt es zu dem seltsamen Geräusch?

Von Berit Uhlmann

Der Proband war mit besonderen Fähigkeiten gesegnet: Anders als die Mehrzahl der Menschen konnte er jeden einzelnen seiner Finger zuverlässig knacksen lassen. So war er prädestiniert dafür, sich zum Nutzen der Wissenschaften bäuchlings in einen Kernspintomographen zu begeben, wo man seine Hände fixierte und mit Schnüren an seinen Fingern zog. Das Ergebnis des unbequemen Experiments waren zehn Knackgeräusche und ein neuer Beitrag in einem seit 1947 anhaltenden wissenschaftlichen Disput über deren Ursache.

Mit Hilfe ihrer Aufnahmen wollen die Forscher um Greg Kawchuk von der kanadischen University of Alberta folgenden Mechanismus entschlüsselt haben: In Ruhe und bei leichtem Zug schmiegen sich die unteren Fingerglieder relativ eng an die Mittelhandknochen - zusammengehalten durch die Adhäsion (Anhangskraft) der zähen Gelenkflüssigkeit. Erst wenn stark an den Fingern gezogen wird, kommt der Knackpunkt: Mit einen deutlichen Geräusch trennen sich die beiden Gelenkteile schnell voneinander, Gas löst sich aus der Flüssigkeit und strömt in den entstandenen Hohlraum - so die Forscher.

Dagegen fanden sie keinen Hinweis auf die derzeit gängigste Theorie: Dass in den Räumen zwischen den Gelenken Gasblasen zerplatzen und damit den Ton erzeugen. (Plos One, online).

Die Energie, die beim Fingerknacken aufgewendet wird, ist so groß, dass sie prinzipiell geeignet wäre, Gewebe zu schädigen. Dennoch deuten bisherige Studien nicht darauf hin, dass die Angewohnheit sich auf den Zustand der Gelenke auswirkt.

Die Fingerknack-Forschung hält auch eine beruhigende Erkenntnis für all diejenigen bereit, die sich das Knackgeräusch anhören müssen: Ist der Laut erst einmal erklungen, ist in den kommenden 20 Minuten mit Ruhe zu rechnen. So lange brauchen die Gelenke im Schnitt, ehe sie wieder mit dem Knackprozess beginnen können. Ungelöst aber bleibt eine Frage: Warum zerren Menschen bis zum Krachen an ihren Fingern?

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