Sucht:Die Risiken von Drogen werden heruntergespielt

Drogen - Heroin

Wie lang ist der Weg von weichen Drogen zum Heroin?

(Foto: Frank Leonhardt/dpa)

Der Anstieg der Drogentoten zeigt, dass unser Umgang mit illegalen Substanzen viel zu lax ist. Das gilt auch für Cannabis.

Kommentar von Kim Björn Becker

Es gibt ihn immer noch, den Junkie, der sich in der Bahnhofstoilette einen Schuss zu viel in den Arm drückt und schließlich an seiner Sucht zugrunde geht. Doch der zuletzt enorme Anstieg der Drogentoten um fast ein Fünftel ist nicht nur das Ergebnis jahrelanger Drogenkarrieren. Er ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass junge Erwachsene verstärkt mit neuartigen psychoaktiven Substanzen experimentieren, die sie oft als vermeintlich legale Stoffe auf ausländischen Internetseiten beziehen. Niemand weiß, welche Chemikalien darin enthalten sind - und in Kombination mit Cannabis oder Alkohol ersetzt der pure Zufall den Goldenen Schuss.

Man kann es sich nun leicht machen und sagen: selbst schuld. Es wird ja niemand gezwungen, die Mittel zu nehmen. Das stimmt, aber es verstellt den Blick auf das eigentliche Problem. Der Umgang mit Drogen ist viel zu lax, Risiken werden heruntergespielt. Die Debatte um die Legalisierung von Cannabis macht das seit Jahren deutlich: Weil die Substanz selbst vergleichsweise harmlos ist, wird gern übersehen, dass sie als Türöffner für andere Mittel in Wahrheit hochgefährlich ist.

So entsteht eine Kultur der falschen Offenheit, auch gegenüber unbekannten Präparaten. Sie führt zwar nicht dazu, dass jeder Betroffene in der Unterwelt landet. Aber sie beschwört den verhängnisvollen Zufall herauf, der offenbar immer mehr Menschen das Leben kostet.

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