Studie in Großbritannien:Mehr Menschen mit BSE-Erreger infiziert

Rind auf der Weide

Die menschliche Variante des Rinderwahns wird vermutlich durch den Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch übertragen.

(Foto: dpa)

Vermutlich sind mehr Menschen in Großbritannien mit dem Erreger der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit infiziert, als bislang vermutet. Der Höhepunkt der Gefährdung war Ende der Achtzigerjahre und Anfang der Neunziger. Die menschliche Variante des Rinderwahns kann auch noch Jahrzehnte nach der Infektion ausbrechen.

Die Erreger der modernen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) sind in Großbritannien offenbar weiter verbreitet, als bislang vermutet. Die Krankheit ist die menschlichen Form des Rinderwahnsinns (BSE). Eine Londoner Studie, die in der jüngsten Ausgabe des British Medical Journal veröffentlicht wird, deutet darauf hin, dass bei den Briten jeder 2000. Bürger den Erreger in sich trägt, selbst wenn bei den wenigsten die Krankheit bislang ausgebrochen ist. Das Forscherteam kam zu dieser Hochrechnung, nachdem die herausoperierten Organe nach 32.441 Blinddarm-Operationen untersucht wurden.

Die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) tritt recht selten auf. Im Gegensatz zur klassischen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit stecken sich die Opfer der neuen Variante aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch an. Bei der tödlichen Krankheit zerstören die Erreger das Gehirn, das sich dann schwammartig auflöst.

Der Höhepunkt der Gefährdung einer Ansteckung bestand Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre, danach wurden drastische Gegenmaßnahmen in der Viehzucht ergriffen. Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit kann noch Jahrzehnte nach der Infektion auftreten. Bislang gab es in Großbritannien 177 tödliche Erkrankungen - während vermutlich Millionen der Gefährdung durch die BSE-Erreger ausgesetzt waren. Außerhalb Großbritanniens wurden 51 tödliche Erkrankungen registriert.

Die Londoner Studie, die unter der Leitung des deutschen Neuropathologen Sebastian Brandner durchgeführt wurde, beruht auf den Daten von Blinddarm-Operationen aus 41 verschiedenen Krankenhäusern. In 16 Fällen wurden die vCJD-Erreger festgestellt. Bislang war davon ausgegangen worden, dass nur etwa jeder 4000. Brite den Erreger in sich trägt. Die Verfasser der jüngsten Studie wiesen darauf hin, dass auch künftig streng darüber gewacht werden müsse, die Zahl der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankungen nicht durch Bluttransfusionen und mangelnde Vorsicht bei Operationen zu erhöhen.

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