Infektionskrankheit:Frankfurt bereitet sich auf einen Ebola-Patienten vor

  • In Deutschland könnte ein weiterer Ebola-Kranker behandelt werden. Die Frankfurter Uni-Klinik ist zur Aufnahme des Patienten bereit.
  • Bei der Diagnose eines Patienten in den USA hat es Pannen gegeben.
  • Die US-Behörden sehen ein Ebola-Risiko für bis zu 100 Kontaktpersonen.
  • In den drei am stärksten betroffenen Ländern steigt die Zahl der Ebola-Fälle weiter.
  • Ein experimenteller Imfpstoff soll ab 2015 zum Einsatz kommen.

Ein an Ebola erkrankter Mitarbeiter einer Hilfsorganisation soll voraussichtlich in Hessen behandelt werden. Geplant sei, den Patienten auf der Isolierstation der Frankfurter Universitätsklinik zu vorsorgen, sagte eine Sprecherin des Sozialministeriums. Der Mann sei inzwischen transportfähig und könne ausgeflogen werden. Einem Bericht des Hessischen Rundfunks zufolge soll der Patient in der Nacht zum Freitag am Frankfurter Flughafen landen.

Bereits am 27. August war ein Ebola-Patient aus Westafrika nach Deutschland gekommen und in die Uniklinik Hamburg-Eppendorf gebracht worden. Da er seine Ärzte nicht von der Schweigepflicht entbunden hat, sind keine Informationen über seinen Gesundheitszustand verfügbar.

Pannen bei Diagnose des Patienten in den USA

In den USA mehrt sich Kritik am Vorgehen des Texas Health Presbyterian Krankenhauses in Dallas. Der Mann, der dort wegen einer Ebola-Infektion isoliert wird, war zunächst wieder nach Hause geschickt worden. Er hatte sich erstmals am 26. September mit Symptomen dorthin begeben.

Dabei erwähnte er auch seinen Aufenthalt in Liberia. Der Mann wurde aber wieder nach Hause geschickt, weil eine Krankenschwester diese Informationen nicht an die verantwortlichen Stellen weitergab. Erst zwei Tage später kam er erneut ins Krankenhaus, diesmal im Rettungswagen, und wurde positiv auf Ebola getestet.

In der Zwischenzeit hatte der Mann Kontakt zu seiner Familie und zu mehreren Kindern. Die Schulbehörde des amerikanischen Bundesstaates teilte mit, fünf Kinder aus vier verschiedenen Schulen seien mit dem Infizierten vor dessen Einweisung auf eine Isolierstation in Kontakt gekommen. Die Schüler seien unter Beobachtung gestellt worden, zeigten bislang aber keine Symptome.

Bis zu 100 Kontaktpersonen in den USA befürchtet

Insgesamt seien 18 Menschen bekannt, die mit dem Patienten in Berührung gekommen sein könnten. Die Seuchenexperten der US-Gesundheitsbehörde haben den Kreis der möglichen Kontaktpersonen des Erkrankten allerdings auf 100 Personen erweitert. Mit den meisten der hundert Personen hätten die Behörden bereits Kontakt aufgenommen, sagte der Chef der US-Gesundheitsbehörde, Tom Frieden. Auch flüchtige Kontakte würden zur Sicherheit überprüft.

In 14 Fällen sei ein Ebola-Test bereits negativ ausgefallen. Vier enge Familienmitglieder des Patienten seien in der Wohnung unter Quarantäne gestellt worden, in denen auch der erkrankte Liberianer übernachtet habe. Sie dürften das Apartment bis zum 19. Oktober nicht verlassen und keinen Besuch empfangen. Nach Recherchen der New York Times hatte der erkrankte Mann in seinem Heimatland Liberia dabei geholfen, eine 19-jährige schwangere Ebola-Kranke in eine Klinik zu bringen. Wegen Platzmangels sei sie dort aber abgewiesen worden und später gestorben.

Über 7000 Fälle in Westafrika

Die Lage in den Ebola-Gebieten Westafrikas bleibt angespannt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben bis Sonntag offiziell 3338 Menschen an der Krankheit. Insgesamt sind 7178 Fälle gemeldet wurden. Die Rate der Neuinfektionen sinkt seit zwei Wochen. Allerdings weißt die WHO darauf hin, dass nicht alle Fälle erfasst werden. Außerdem können Verzögerungen bei den Tests zu einer vorrübergehenden Abnahme der bestätigten Fälle führen.

Keinerlei Zeichen der Entspannung kommen aus Sierra Leone. Seit sechs Wochen steigt die Rate der Neuinfektionen kontinuierlich an. Im Vergleich zur Vorwoche sind der WHO zufolge 364 neue Kranke hinzugekommen, insgesamt sind es 1940. Die Hilfsorganisation Save the Children geht auf der Basis von Regierungsangaben und Hochrechnungen von einer etwa doppelt so hohen Neuinfektionsrate aus. Das würde bedeuten, dass sich pro Stunde fünf Menschen infizieren. Ebola verbreite sich in dem Land mit einer "erschreckenden" Geschwindigkeit, warnt die Organisation. Doch im gesamten Land gebe es nur 327 Betten zur Behandlung von Ebola-Infizierten. Am stärksten ist immer noch Liberia betroffen. Knapp 3700 Menschen sind erkrankt, fast 2000 gestorben.

Experimenteller Ebola-Impfstoff kommt zum Einsatz

Mindestens 1500 Dosen eines experimentellen Ebola-Impfstoffes sollen Anfang 2015 für medizinisches Personal und andere Helfer in Westafrika eingesetzt werden. Kanada spendete der Weltgesundheitsorganisation die Substanz, die erstmals in den nächsten Tagen in den USA an gesunden Probanden getestet werden soll. Tests mit einem zweiten erfolgversprechenden Impfstoff laufen bereits seit September in den USA und Großbritannien.

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