Schutz vor Infektionen:Die größten Impfskeptiker der Welt

Impfung

In manchen Ländern glaubt ein großer Teil der Menschen, schwere Nebenwirkungen der Impfung erleiden zu können.

(Foto: dpa)

Mehr als 40 Prozent aller Franzosen halten Impfungen für unsicher. Frankreich ist nicht das einzige europäische Land, das durch seine Zweifler heraussticht.

Von Berit Uhlmann

Als die halbe Welt sich davor fürchtete, bei den Olympischen Spielen in Rio mit Zika infiziert zu werden, schickte die WHO noch eine ganz andere Gesundheitswarnung herum. Brasilien-Reisende sollten sicherstellen, dass sie gegen Masern und Röteln geimpft sind. Dabei ging es nicht schon wieder um Bedrohungen für Europa, sondern um das Gegenteil: Die Südamerikaner sollten vor den Europäern geschützt werden. Denn ganz Amerika hat die beiden Krankheiten längst ausgerottet und fürchtet, dass Reisende sie wieder einschleppen könnten. Europa dagegen hat ein peinliches Problem: Der Kontinent wird die alten Seuchen nicht los, denn in Teilen der Bevölkerung regiert die Impfskepsis.

Wie stark die hiesigen Ressentiments gegen Impfungen sind, zeigt nun eine neue Studie (EBioMedicine). Ein internationales Forscherteam hat fast 66 000 Menschen in 67 Ländern befragt, für wie wichtig, wirkungsvoll und sicher sie die Immunisierung halten.

Das Ergebnis: Unter den zehn Ländern mit den meisten Skeptikern sind sieben europäische. Am größten ist der Zweifel in Frankreich: 41 Prozent der Einwohner finden, Impfstoffe seien nicht sicher. Es folgen Bosnien-Herzegowina (36 Prozent) und Russland (28 Prozent). In Deutschland haben 10,5 Prozent Bedenken über die Sicherheit von Spritzen und Tropfen - ein Anteil, der knapp unter dem internationalen Durchschnitt liegt.

"Europa sticht als die impfskeptischste Region heraus", sagt Studienautorin Heidi Larson von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. "Und in einer vernetzten Welt, in der Weltanschauungen und Sorgen über Impfungen innerhalb eines Augenblicks geteilt werden können, sollten wir nicht unterschätzen, welchen Einfluss dies auch auf andere Länder haben kann."

Das größte Vertrauen in die Impfungen scheinen die ärmeren Länder zu haben. In Bangladesch zweifeln weniger als ein Prozent an der Sicherheit der Vorsorgemaßnahme. Das Land steht damit am Ende der Impfskeptiker-Liste.

Die Gründe für die Unterschiede haben die Forscher nicht erfasst, ihre Auswertung lässt aber erahnen, dass diese komplex sind. Religiöse Einstellungen können eine Rolle spielen - allerdings regional sehr unterschiedlich. Keine Religion führt grundsätzlich und überall zur Ablehnung von Impfungen. Jüngere Menschen scheinen insgesamt skeptischer zu sein als die Rentnergeneration. Dagegen spielt Bildung innerhalb der einzelnen Länder keine Rolle in der Frage: Wie hältst du es mit der Impfung?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: