Schusswaffen im Haus:Mord aus Gelegenheit

Waffenstatistik Bayern

Manche Menschen wollen sich mit Schusswaffen schützen - aber sie gefährden den eigenen Haushalt damit eher

(Foto: dpa)

Existiert im Haushalt eine Schusswaffe, so ist das Risiko, dass dort jemand ermordet wird oder sich selbst tötet, deutlich erhöht. Einen Schutz vor Gewalttätern bieten die Waffen demnach nicht.

Von Sebastian Herrmann

Ein Schusswaffe im Haus erhöht die Chance, einen gewaltsamen Tod zu sterben. Das Risiko lässt sich sogar beziffern: Der Zugang zu einer Feuerwaffe erhöht die Wahrscheinlichkeit um das Dreifache, Suizid zu begehen.

Schutz vor Gewalttätern scheinen Schusswaffen ebenfalls nicht zu bieten: Ist eine Pistole oder ein Gewehr für jemanden verfügbar, ist das Risiko doppelt so hoch, selbst ermordet zu werden.

Das berichten Wissenschaftler um Laura Kurtzman von der University of California in San Francisco im Fachmagazin Annals of Internal Medicine.

Die Forscher werteten 15 einzelne Studien aus, in denen Gewalttaten in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit von Feuerwaffen untersucht wurden. Das Team konzentrierte sich dabei auf methodisch hochwertige Arbeiten.

Bei der Analyse zeigte sich ein klares Ergebnis - der Zugang zu Schusswaffen steigert die Wahrscheinlichkeit deutlich, vorzeitig zu sterben. Nach Geschlecht aufgeschlüsselt, ergab sich sogar ein besonders drastisches Bild: Waren Feuerwaffen verfügbar, lag die Wahrscheinlichkeit, Suizid zu begehen, für Männer sogar vier Mal so hoch, als wenn sie keinen Zugang zu Pistolen oder Gewehren hatten.

Frauen hatten hingegen ein deutlich höheres Risiko, ermordet zu werden, wenn Schusswaffen in Reichweite waren: Dieses war um das Dreifache erhöht. "Es ist bekannt, dass die meisten Opfer ihre Mörder gekannt haben", sagt Andrew Anglemyer, Experte für Studienmethodik, der an der Untersuchung beteiligt war. "Das erhöhte Risiko für Frauen deutet daraufhin, dass sie Opfer häuslicher Gewalt werden."

Die Wissenschaftler rechneten andere mögliche Risikofaktoren heraus. Wurden bekannte psychische Leiden oder zum Beispiel Vorstrafen wegen Gewalttaten aus der Analyse genommen, änderte dies das Ergebnis so gut wie gar nicht. Also scheint es die reine Verfügbarkeit von Schusswaffen zu sein, die das Todesrisiko signifikant erhöht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: