Risiko für Herzinfarkt:Das ganz üble Cholesterin

Kaum haben wir verstanden, dass es ein gutes und ein schlechtes Cholesterin gibt, da offenbaren uns Forscher: Es existiert auch eine ganz schlechte Variante des Blutfettes. Einer dänischen Studie zufolge erhöht es das Risiko für einen Herzinfarkt beträchtlich.

Christina Berndt

Es gibt nicht nur das gute und das schlechte Cholesterin - sondern auch das ganz schlechte. Dafür haben dänische Wissenschaftler vom Krankenhaus der Universität Kopenhagen in Herlev jetzt neue Hinweise geliefert (Journal of the American College of Cardiology, online).

Sie fordern Ärzte auf, künftig weniger auf das schützende HDL-Cholesterin und das krankmachende LDL-Cholesterin zu achten, sondern ihr Augenmerk vermehrt auf die sogenannten Cholesterin-Überbleibsel zu richten, die im Fachjargon Remnants heißen.

Die Remnants sind besonders reich an Fett und Cholesterin. Weil hohe Remnant-Spiegel zudem mit niedrigen HDL-Spiegeln einhergehen, hatten Fachleute schon länger vermutet, dass hinter einem hohen Herzinfarktrisiko in erster Linie die Remnants stecken.

Nun haben die dänischen Wissenschaftler um Anette Varbo und Børge Nordestgaard in einer Studie mit den Daten von 73.000 Dänen entdeckt, dass Menschen, die eine genetische Veranlagung für eine starke Remnant-Produktion haben, ein dreimal so hohes Herzinfarktrisiko tragen wie Menschen ohne diese genetische Veranlagung. Der Einfluss der Remnants übertraf deutlich den von HDL und LDL. Nordestgaard hofft daher, dass sich künftige Arzneimittel speziell gegen diese Cholesterin-Form richten werden.

In Arztpraxen wird derzeit gemeinhin der LDL-Spiegel gemessen, um das Herzinfarktrisiko abzuschätzen; manche Experten empfehlen seit Langem, dass es besser wäre, das Gesamtcholesterin im Blut zu bestimmen und von diesem Wert das gute HDL-Cholesterin abzuziehen. "Dann hätte man die Remnants mit erfasst", sagt Eberhard Windler, der am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf über die verschiedenen Cholesterin-Varianten forscht. Die Studie aus Dänemark sei ein starker Hinweis darauf, dass man die Remnants besser beobachten muss, sagt Windler. Allerdings betont er auch, dass die dänischen Daten nur eine Beobachtung seien; Forschungsbemühungen sollten nun darauf abzielen, den ursächlichen Zusammenhang von Remnants und Herzinfarktrisiko zu belegen.

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