Qualitätsstudie zu Kliniken:Im Schnitt gut - aber Ausreißer nach unten

Patienten in deutschen Krankenhäusern können auf Behandlungen und Diagnosen auf hohem Niveau vertrauen. Zu diesem Schluss kommt das AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen. Verbesserungswürdig sind demnach aber die Behandlung von Herzpatienten und das Problem der Wundinfektionen nach Operationen.

Die Qualität an Deutschlands Krankenhäusern ist im Schnitt gut - aber es gibt auch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Das wurde auf einer Konferenz des Gemeinsamen Bundesausschusses zum Thema in Berlin deutlich.

Etwa 500 Experten berieten unter anderem die Ergebnisse des neuen Qualitätsreports 2012 des AQUA-Instituts für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen. Der Geschäftsführer des Instituts, Joachim Szecsenyi, sagte, die Patienten könnten auf Behandlungen und Diagnosen auf hohem Niveau vertrauen. "Allerdings belegen die Zahlen auch, dass es Leistungsbereiche und Krankenhäuser gibt, bei denen noch Luft nach oben ist."

Vier Millionen Datensätze von 1658 Krankenhäusern aus ganz Deutschland hatten die Klinikprüfer ausgewertet. Heraus kamen 240 Seiten gespickt mit Tabellen zu allen möglichen Therapien und Diagnoseschritten. Demnach gibt es bei der Qualität auch Ausreißer nach unten.

Die Erhebung verweist zum Beispiel auf Eingriffe bei nicht mehr richtig funktionierenden Aortenklappen zwischen Herz und Hauptschlagader. Es gibt hier die traditionelle Operation und ein neueres Verfahren über Katheter, bei denen die Brust nicht geöffnet werden muss. Die Leitlinie besagt, dass dieses neuere Verfahren - mit dem es weniger Erfahrungen gibt - nur bei älteren Patienten angewendet werden soll. Für sie wäre eine Operation zu belastend. Jeweils etwa 10.000 Fälle mit den beiden Verfahren gab es. Zu erwarten wäre nun, dass in den Fällen, bei denen ein Katheter zum Einsatz kam, fast ausschließlich ältere Patienten betroffen waren. Der Qualitätsreport zeigt aber: Sie machen nur einen Anteil von etwa zwei Drittel aus.

Einen Schwerpunkt legt der Report auf die gefährlichen Klinikinfektionen. "Am erfreulichsten finde ich in dem Bereich den Rückgang der Sepsis bei den Neugeborenen", sagte die zuständige Expertin im Gemeinsamen Bundesausschuss von Kliniken, Krankenkassen und Ärzten, Regina Klakow-Franck. Weniger der kleinen Patienten holen sich in Kliniken eine Blutvergiftung als zuvor. Sorgen bereiten den Experten aber etwa Wundinfektionen nach Operationen. Nicht ausgeschlossen sei auch, dass zu wenige der Probleme in diesem Bereich durch die Messungen überhaupt erfasst würden.

Kliniken werten Report als Bestätigung

Der Report stellt heraus, dass es zwar im Schnitt in vielen Bereichen gut läuft - einzelne Krankenhäuser aber oft weit besser abschneiden als andere. "In vielen Häusern werden bestimmte Herzuntersuchungen wie vorgesehen nur durchgeführt, wenn tatsächlich klinische Anzeichen für eine Herzkranzverengung gegeben sind", erläutert Klakow-Franck zum Beispiel. "In anderen Häusern ist dies aber nur bei 20 Prozent der Patienten der Fall."

Die Kliniken werteten den Report als Bestätigung. "Das AQUA-Institut hat den Krankenhäusern in vielen Leistungsbereichen gute bis sehr gute Versorgungsqualität bescheinigt", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum. Gesundheitsexpertin Klakow-Franck sagte, es reiche nicht, die Qualität zu messen. Wo es Verbesserungspotenzial gebe, müsse sie auch verbessert werden.

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