Prävention:Couchpotatoes austricksen

Aufklärung ist das wichtigste Instrument, um die Bevölkerung vor Krankheiten zu schützen? Nicht unbedingt, sagen britische Gesundheitswissenschaftler. Besser lässt sich die Psyche von Gesundheitsmuffeln mit ein paar einfachen Tricks überlisten.

Christian Weber

Das ist der Grundirrtum aller Kampagnen zum gesunden Leben - dass Aufklärung viel hilft. Auch ohne Drogenbeauftragte und Präventionsbehörden wissen die Menschen ziemlich genau, dass sie mehr Gemüse und weniger Fleisch essen sollten, dass Alkohol im Übermaß schädlich ist und sie regelmäßig Sport treiben sollten. Viele von ihnen lassen es trotzdem.

Auslage eines Imbiss-Standes mit Sandwiches

Sind die ungesunden Dinge außer Reichweite, wird am Buffet viel eher zu Salat und Co. gegriffen.

(Foto: dpa)

Aus genau diesem Grund schlagen nun Public-Health-Experten um Theresa Marteau von der University of Cambridge einen ganz anderen Ansatz in der Prävention vor (Science, Bd. 337, S. 1429, 2012). Sie gehen von der unter Psychologen und Hirnforschern unbestrittenen Tatsache aus, dass Menschen sich die weitaus meiste Zeit unbewusst von Signalen aus ihrer Umwelt steuern lassen, also automatisch reagieren, ohne ihr Handeln groß zu reflektieren.

So etwa weicht man anderen Passanten in der Fußgängerzone aus, ohne groß zu überlegen, ob man nun links oder rechts vorbei möchte. Genau auf jenes Verhalten, so schreiben die Forscher, müsste man subtil einwirken, um die Gesundheitsmuffel auf den richtigen Weg zu bringen.

In ihrem Überblicksartikel schildern die Autoren mehrere Experimente und Feldstudien, bei denen dieser Ansatz tatsächlich funktioniert hat. So lasse sich etwa durch leichte Umbauten in der Umwelt der Hang von Menschen zur Bequemlichkeit überlisten. So hätten Studien gezeigt, dass an einem Buffet bereits dann mehr gesunde Nahrung auf den Teller gepackt werde, wenn man die ungesunden Dinge nur 25 Zentimeter weiter weg positioniert.

Umgekehrt benutzten mehr Besucher eines Hochhauses die Treppen, wenn die Aufzugstür mehr Zeit zum Schließen braucht. Wenn man Bier und Wein in hohen, schlanken Gläsern ausschenkt, werde weniger getrunken als bei weit geöffneten kurzen Gläsern - und das, obwohl Testpersonen das Gegenteil glauben.

Mehr darüber, wie psychologische Faktoren Nahrungsaufnahme und Abnehmen beeinflussen, erfahren Sie in diesem Überblick.

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