Personenwaagen im Test:Fettorakel im Badezimmer

Moderne Waagen können angeblich auch den Fettanteil des Körpers bestimmen. Nun zeigt eine Untersuchung von Stiftung Warentest, dass die Geräte sich mit der halben Wahrheit zufrieden geben.

Sind es Muskeln oder Fettpolster, die das hohe Gewicht verursachen? Moderne Waagen versprechen Klarheit, denn sie zeigen auch einen Wert für den Anteil des Körperfetts an. Doch wirklich verlässlich scheint nicht zu sein, was auf den Displays der Geräte aufleuchtet. Als Stiftung Warentest insgesamt elf Waagen untersuchte, wichen deren Ergebnisse im Schnitt zwischen 14 und 23 Prozent von professionellen Messungen ab. Ein und derselben Person wurden - je nach verwendeter Waage - mal 17 Prozent, mal 35 Prozent Körperfett bescheinigt.

Letztlich ist die Körperfettmessung nicht so einfach wie die Badezimmer-Waagen suggerieren. Sie arbeiten mit einem schwachen Strom, den sie durch den Körper schicken. Da Fettgewebe Strom schlechter leitet, lässt sich daraus prinzipiell errechnen, wie hoch der Anteil dieses Gewebes ist.

Nun sind schon diese Umrechnungsformeln nicht in jeden Fall ausgereift. Problematisch aber ist auch, dass die Waagen den Strom nur durch Fußelektroden in den Körper schicken. Der Strom aber ist ein fauler Bursche; er fließt ein Bein hinauf und das andere wieder hinunter - und vermisst so nur die untere Körperhälfte. Wer schlanke Beine aber einen dicken Bauch hat, kommt daher mit einem unverhältnismäßig guten Ergebnis davon. Medizinische Körperfettmessungen verwenden zusätzlich Handelektroden, um auch die obere Körperhälfte mit zu berücksichtigen.

Bei den einfachen Personenwaagen haben Verbraucher dagegen schon Glück, wenn wenigstens die Fußelektroden funktionieren: Bei zwei Exemplaren entpuppten sie sich als Attrappen. Sie maßen lediglich das Gewicht und spuckten einen statistisch wahrscheinlichen Wert für das Körperfett aus.

So ärgerlich es für die Verbraucher ist, Geld für unzuverlässige Technik auszugeben, so wenig relevant sind die Messungen aber für ihre Gesundheit. Denn viel ist mit der Bestimmung des Körperfetts ohnehin nicht gewonnen. Es gibt keine allgemeingültigen Grenzwerte. Wichtiger als die absolute Menge ist die Verteilung des Fetts. Sitzt es überwiegend am Bauch, steigert es die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eingige Fettpolster an Hüften und Oberschenkeln dagegen, haben möglicherweise sogar Vorteile für die Gesundheit.

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