Operationen:Therapie nach Wohnlage

In manchen Regionen sitzt das Skalpell offenbar viel lockerer als in anderen. Es kann nicht sein, dass der Wohnort über die medizinische Behandlung entscheidet. Es wird Zeit, dass die Verantwortlichen sich der regionalen Unterschiede annehmen.

Von Guido Bohsem

Man weiß nicht genau, wo man lieber wohnen möchte: in einer Gegend, wo es deutlich weniger Operationen gibt als im Durchschnitt. Oder in einer, in der die Klinikärzte wesentlich häufiger zum Skalpell greifen. Womöglich deutet die niedrige Zahl darauf hin, dass die Patienten nicht die notwendige Behandlung erhalten. Womöglich. Die hohen Zahlen in manchen Regionen könnten hingegen darauf hindeuten, dass dort operiert wird, obwohl es nicht wirklich notwendig ist. Könnten.

Die jetzt veröffentlichten Daten der OECD und der Bertelsmann-Stiftung über die regionale Verteilung von Behandlungen zeigen das Phänomen der Unterschiede sehr deutlich auf. Sie lassen aber keine eindeutige Interpretation der Ursachen zu. Klar ist nur, rein medizinisch sind solche Abweichungen nicht zu erklären. Man hört also den Alarm laut und durchdringend, weiß aber noch nicht so recht, warum er losgegangen ist.

Weil die Sirenen nun schon seit Jahren heulen, muss die Sache nun angefasst werden. Dazu sollten die zuständigen medizinischen Einrichtungen, die Politik und die Kassen zunächst die vielfältigen Ursachen der regionalen Unterschiede ergründen und dann für eine einheitlich gute Behandlung sorgen. Geschieht das, muss man sich auf dem Operationstisch auch keine Gedanken mehr darüber machen, ob man nun in der richtigen Gegend wohnt oder nicht.

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