Monatelang haben die Fraktionen verhandelt, gerungen, sich getrennt und dann, weil das Thema ja allen so am Herzen liegt, doch wiedergefunden - nur um jetzt einen Kompromiss für ein neues Organspende-Gesetz vorzustellen, der dem Ursprungsplan verblüffend ähnelt. Wozu also das Theater, mag man sich da fragen, und den Abgeordneten vorhalten, bei dem wichtigen Thema so viel Zeit vergeudet zu haben.
Man könnte aber auch sagen: Manchmal benötigen gute Kompromisse eben ihre Zeit. Der jetzt gefundene Kompromiss ist besonders gut. Deutschland soll die Entscheidungslösung bekommen, das war allen Beteiligten von Anfang an klar: Mindestens einmal im Leben soll jeder Mensch über seine Bereitschaft zur Organspende befragt werden.
Aber was ist mit denen, die dazu nichts sagen wollen? Werden sie gezwungen? Oder bestraft? Darüber bestand lange Uneinigkeit - die nun zu einem ausgewogenen Mittelweg geführt hat: Es ist richtig, dass niemand Sanktionen fürchten muss, der sich nicht äußern will. Es ist aber auch richtig, dass zugleich betont wird, die Bereitschaft solle "mit so viel Nachdruck wie möglich" abgefragt werden. Was die Organspende nicht braucht, ist Zwang und Drohung. Was sie braucht, ist Aufklärung. In Regionen, wo sich darum bereits bemüht wird, ist die Bereitschaft der Menschen messbar höher.
Zentral ist deshalb auch das Bekenntnis der Fraktionen, es sei "ein gemeinsames Ziel", die Zahl der Organspender zu erhöhen. Auf diese Aussage haben Ärzte und Betroffene jahrelang gehofft. Ihre Verkündung allein nützt aber noch nichts. Der Kompromiss muss nun auch genau so in einen Gesetzentwurf einfließen - ohne weitere Verzögerungen.