Naturheilkunde:Ginkgo schützt nicht vor Demenz

Fünf Jahre lang schluckten die betagten Versuchspersonen einen Extrakt aus Ginkgo Biloba, um einer Alzheimer-Erkrankung vorzubeugen. Die Wirkung des Pflanzensuds: nicht vorhanden.

Viele Menschen schwören auf Naturheilmittel und gerade dem Ginkgo werden wahre Wunderdinge zugetraut. Die Werbung preist die fächerförmig eingekerbte Pflanze als Allheilmittel an, "erfolgreich bei Krampfadern, Thrombose, Diabetes, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Alzheimer".

Die unverwechselbaren Blätter des Ginkgos werden als Wundermittel beworben. Zu Unrecht. (Foto: dpa-tmn)

Doch Ginkgo Biloba, wie die Pflanze botanisch korrekt heißt, ist weitgehend wirkungslos, wie sich immer wieder erweist. Aktuell zeigen Forscher aus Frankreich im Fachblatt Lancet Neurology (online), dass die Pflanze nicht zur Vorbeugung von Alzheimer taugt.

In einer großen Studie bekamen 1400 Patienten jenseits der 70, die bei ihrem Hausarzt über Gedächtnisstörungen klagten, einen Extrakt aus Ginkgo Biloba, weitere 1400 Patienten mit ähnlichen Beschwerden erhielten ein Scheinpräparat. Nach fünf Jahren hatte sich in beiden Gruppen gleich häufig eine Frühform von Alzheimer entwickelt, der Unterschied war nicht aussagekräftig.

Bereits 2008 hatte eine Studie im Fachblatt JAMA keine Hinweise dafür gefunden, dass Ginkgo eine Demenz hinauszögern oder verhindern kann. Eine Cochrane-Metaanalyse war 2006 zu ähnlich niederschmetternden Ergebnissen gekommen.

"Wenn Ginkgo ein Medikament und kein Nahrungsergänzungsmittel wäre, hätte man die Studien aufgrund fehlender Wirksamkeit schon lange beendet", sagt Alzheimer-Forscher Lon Schneider.

© SZ vom 06.09.2012/bart - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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