Mers:Saudi-Arabien korrigiert Opferzahl nach oben

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In Saudi-Arabien sind offenbar weit mehr Menschen am Mers-Virus erkrankt, als die offiziellen Statistiken des Landes bisher ausgewiesen hatten. Ist alles viel schlimmer als gedacht?

Saudi-Arabien ist mit Abstand am heftigsten betroffen: Seit sich im Herbst 2012 ein erster Patient mit dem Corona-Virus Mers infizierte, steigt die Zahl der Erkrankten kontinuierlich an. Nun meldet das Gesundheitsministerium in Riad, dass das Virus womöglich noch häufiger zugeschlagen hat, als bisher gedacht. Eine umfassende Überprüfung aller bisherigen Daten habe ergeben, dass bislang 282 Menschen an der Atemwegserkrankung gestorben sind. Bislang war Riad von 190 Todesopfern ausgegangen. 688 Menschen haben sich den neuen Daten zufolge infiziert, das sind etwa 90 mehr als bisher angenommen.

Die Bekanntgabe erfolgte unmittelbar nachdem ein Unterstaatssekretär im Gesundheitsministerium entlassen worden war - vom neuen Gesundheitsminister, der erst Ende April für seinen ebenfalls entlassenen Vorgänger nachgerückt war.

Was ist also von der Infektionskontrolle in Saudi-Arabien zu halten? Ist alles viel dramatischer als bisher gemeldet? Christian Drosten, Virologe an der Universität Bonn, weist darauf hin, dass die aus Saudi-Arabien stammende Datenbasis prinzipiell löchrig sei und im Umgang mit dem Virus auch politische Motive eine Rolle spielten. "Wenn man das Gesamtbild betrachtet, ist es zur Zeit nicht alarmierend", sagt der Virologe.

Die bisherigen Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich das Virus nicht sehr effizient unter Menschen verbreitet. Zwar sind Mensch-zu-Mensch-Übertragungen dokumentiert worden. "Doch diese Sekundärinfektionen verliefen in der Regel mild", sagt Drosten. Die meisten Menschen steckten sich wahrscheinlich bei Kamelen an. Todesfälle seien vor allem bei alten und bereits anderweitig erkrankten Menschen aufgetreten.

Auch die europäische Seuchenbehörde ECDC sieht das Risiko einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung gegenwärtig als gering an. Sie geht jedoch davon aus, dass in Zukunft mehr Mers-Fälle nach Europa eingeschleppt werden. Bisher haben 19 Länder weltweit Infektionen mit Mers gemeldet. Die meisten Patienten haben sich auf der arabischen Halbinsel angesteckt.

© SZ vom 05.06.2014/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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