Medizin:Wer verheiratet ist, lebt vielleicht nicht besser - aber länger

Hochzeit

Schützt der Trauring vor dem Herzinfarkt?

(Foto: dpa)
  • Kardiologen haben mehr als 6000 Patienten untersucht, die mit Verdacht auf stark verengte Kranzgefäße in die Klinik kamen.
  • Im Vergleich zu Verheirateten ging es jenen in den Folgejahren deutlich schlechter, die geschieden oder getrennt lebten, deren Partner gestorben war oder die niemals verheiratet waren.
  • Ärzte betonen allerdings immer wieder, dass nicht allein Nähe und soziale Verbundenheit Eheleute gesünder sein und länger leben lassen.

Von Werner Bartens

Ungläubiges Staunen und Zweifel gehören zum Ritual. Jedes Mal, wenn wieder eine wissenschaftliche Untersuchung die gesundheitlichen Vorteile der Ehe bestätigt, ist die skeptische Reaktion vorhersehbar: Unmöglich, die Zwangsgemeinschaft kann doch nicht gesund sein. Der Streit, die jahrelang eingeübte Ernüchterung, der tägliche Kleinkrieg! Aber offenbar ist es immer noch wohltuender für Körper und Seele, sich regelmäßig zu fetzen, wütend aufeinander zu werden oder wahlweise zu verzweifeln, als gar keinen zu haben, über den man sich aufregt. Ärzte zeigen im Journal of the American Heart Association, dass dies besonders für Herzkranke gilt.

Kardiologen von der Emory University in Atlanta hatten mehr als 6000 Patienten untersucht, die mit Verdacht auf stark verengte Kranzgefäße in die Klinik kamen und sich dort einer Herzkatheter-Behandlung unterzogen. Im Vergleich zu den Verheirateten ging es jenen in den Folgejahren deutlich schlechter, die geschieden oder getrennt lebten, deren Partner gestorben war oder die niemals verheiratet waren.

"Die soziale Unterstützung, wie man sie in der Ehe erlebt, ist für Menschen mit Herzerkrankungen wichtig"

Nicht verheiratet zu sein, ging demnach mit einem um 52 Prozent erhöhten Risiko einher, an einem Herzinfarkt zu sterben. Um 71 Prozent war die Wahrscheinlichkeit für Witwer erhöht; für Geschiedene, Getrennte und ewige Singles lag sie immerhin noch um 40 Prozent höher. "Ich war dann doch überrascht, wie groß der Einfluss der Ehe auf die Herzgesundheit der Patienten war", sagt Arshed Quyyumi, der an der Studie beteiligt war. "Die soziale Unterstützung, wie man sie in der Ehe erlebt, sowie etliche andere Vorteile der Partnerschaft sind für Menschen mit Herzerkrankungen wichtig."

In zahlreichen Untersuchungen wurden schon diverse gesundheitliche Vorteile der Ehe herausgearbeitet. Wer verheiratet ist, lebt zwar vielleicht nicht besser, aber länger. Zudem wird das Immunsystem durch die stete Gemeinsamkeit gestärkt, Stress besser verkraftet und das Schmerzempfinden gesenkt. Banale Erkältungen, Blasenentzündungen, aber auch heftigere Leiden wie Zwölffingerdarmgeschwüre treten ebenfalls bei Ehepaaren etwas seltener auf. Kommt es zu einer Erkrankung, ist der Verlauf zumeist günstiger. Und Kardiologen haben schon vor Jahren gezeigt, dass die Bypass-Gefäße von verheirateten Patienten sich nicht so schnell wieder zusetzen wie in der nicht verbandelten Vergleichsgruppe und daher seltener eine weitere Operation nötig ist.

Ärzte betonen allerdings immer wieder, dass nicht allein Nähe und soziale Verbundenheit Eheleute gesünder sein und länger leben lassen. Wer verheiratet ist, kümmert sich offenbar besser um sich und sucht bei Beschwerden früher den Arzt auf - oder wird vom Partner gedrängt, endlich zum Doktor zu gehen. Diese Faktoren verbessern die Prognose wie die Lebenserwartung deutlich. Und wahrscheinlich ist die Gruppe der Ehepaare, die sich lebensverkürzend die Partnerschaft zur Hölle macht, so klein, dass sie statistisch nicht ins Gewicht fällt.

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