Infektionskrankheit:Malaria-Impfstoff: Neue Studie lässt die Hoffnungen schwinden

Workers look for abnormal holes in mosquito netting at the A to Z Textile Mills factory producing insecticide-treated bednets in Arusha, Tanzania

Netze bleiben im Kampf gegen Malaria wichtig.

(Foto: REUTERS)

Nur ein einziger Malaria-Impfstoff ist bislang zugelassen. Nun zeigt sich, dass er seine Wirkung schon nach wenigen Jahren einbüßt.

Von Berit Uhlmann

Die Hoffnung auf einen langfristig wirksamen Malaria-Impfstoff hat sich zerschlagen. Das bislang einzige zugelassene Vakzin scheint den Ausbruch der Tropenkrankheit bestenfalls zu verzögern, berichtet ein internationales Forscherteam am Donnerstag im New England Journal of Medicine.

30 Jahre lang hat das Pharmaunternehmen Glaxo-Smith-Kline an dem Impfstoff mit dem Handelsnamen Mosquirix gearbeitet. Im vergangenen Jahr lagen dann die ersten umfangreichen Ergebnisse vor: Das Vakzin schützte drei Jahre nach seiner Verabreichung etwa jedes dritte Kind. Schon diese Bilanz war hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Noch ernüchternder sind die Ergebnisse der neuen Studie, in der die Wissenschaftler sich vor allem dafür interessierten, ob die Immunisierung längerfristig wirkt.

Schon im vierten Jahr gehe der Schutz gegen Null, schreiben sie. Nach sieben Jahren ließ sich keinerlei Effekt mehr nachweisen. Zum Teil verkehrte sich die ursprünglich positive Wirkung sogar ins Gegenteil. In Regionen mit hohem Malaria-Risiko erkrankten im fünften Jahr nach der Immunisierung mehr Geimpfte als Ungeimpfte. Die Forscher hatten fast 450 Kindern aus Kenia entweder den Impfstoff oder ein Placebo verabreicht.

"Das sind kleine Fallzahlen", kommentiert der Tübinger Tropenmediziner Peter Kremsner, der an vorangegangenen Studien beteiligt war. Allerdings hatten auch diese Untersuchungen bereits erahnen lassen, dass die Wirksamkeit des Impfstoffes mit der Zeit nachlässt. Er sieht in der aktuellen Untersuchung einen weiteren "kleinen Dämpfer" für den breiten Einsatz des Impfstoffes.

Mosquirix, auch RTS,S genannt, war zum Schutz von Kindern in Afrika entwickelt worden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat das Mittel jedoch bislang nicht in die Routine-Impfungen aufgenommen. Sie will zunächst in Pilotprojekten testen, wie gut die Anwendung in Regionen mit eingeschränkter Gesundheitsversorgung funktioniert. Immerhin sind selbst für den begrenzten Schutz mindestens drei Dosen des Vakzins nötig. Reisende können sich dagegen wie bisher mit der vorbeugenden Einnahme von Medikamenten und Bettnetzen recht gut schützen.

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