Fangen wir doch einfach mal mit den Vorurteilen über Männer und ihre Gesundheit an: Sie ist ihnen egal. Das Auto wird häufiger zur Inspektion gebracht als der eigene Körper zum Arzt. Depressionen klärt der Mann mit sich selbst und einem Kasten Bier. Die letzte Vorsorge-Untersuchung der meisten erwachsenen Männer war die U11 - da waren sie zehn und wurden von der Mutter gezwungen. Sicher, früher gab es noch die Musterung beim Kreiswehrersatzamt - aber die hat die schwarz-gelbe Koalition abgeschafft.
Vorurteile? Gut, die Fakten sehen nicht ganz so finster aus, bedeuten aber im Prinzip das Gleiche. Es gibt mehr dicke Männer (insbesondere Verheiratete) als dicke Frauen. Männer rauchen und trinken mehr als Frauen. Männer ernähren sich schlechter. Männer sind risikobereiter. Männer sterben früher.
Das Gesundheitsministerium will nun den Gesundheitsmuffel aus dem Mann treiben und veranstaltet aus diesem Grund am Dienstag nächster Woche den "Ersten Männergesundheitskongress". In der Katholischen Akademie in Berlin sollen Fachleute aus dem "Bereich der Männergesundheit und Gesundheitsförderung" dafür sorgen, dass Männer sich im Alltag mehr mit dem Thema Gesundheit beschäftigen.
Das heißt offenbar nicht, dass die Männer mehr über ihre Wehwehchen klagen sollen. (Fragt man die Frauen - Achtung: Vorurteil -, jammern sie auch jetzt schon mehr als genug.) Das Ziel des Kongresses ist vielmehr ein vernünftiger Lebenswandel und eine bessere Vorsorge. Kurzum, die Männer sollen zur Frau werden, zumindest gesundheitsmäßig.
Nun sollte man meinen, das Thema Männergesundheit blühe bislang eher im Verborgenen. Stimmt nicht. Tatsächlich kümmert sich bereits eine ganze Reihe von Einrichtungen. Vertreten sind auf dem Kongress die "Stiftung Männergesundheit", das "Netzwerk Männergesundheit", das "Bundesforum Männer" und das "Männergesundheitszentrum MEN".
In den angekündigten Vorträgen erfährt man einiges über "Männergesundheit in historischer Perspektive", über "Das fragwürdige Bewegungsverhalten der Männer - Hauptsache, das Auto ist gesund" und über "Zugangswege zu Männern". Zum Abschluss der Veranstaltung gibt es dann eine "Perspektivdiskussion - Männergesundheit 2020".
Dem Kongress soll alsbald eine politische Initiative folgen. "Unser Ziel ist es, die Gesundheit von Jungen und Männern noch stärker in den Fokus unserer Arbeit zu rücken", kündigte Gesundheits-Staatssekretärin Ulrike Flach (FDP) an.
Und da gibt es in der Tat einiges zu tun. Der sorglose Umgang mit der Gesundheit führt viele Männer in schwerste Krankheiten oder Behinderungen. Der Herzinfarkt ereilt Männer im Schnitt zehn Jahre früher als Frauen. Sie haben häufiger Aids und sie erkranken deutlich öfter an Herz-Kreislauf-Leiden. Viele dieser Leiden könnten durch regelmäßige Vorsorge zumindest frühzeitig erkannt werden. Doch nehmen dreimal mehr Frauen an entsprechenden Angeboten teil als Männer. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat darauf reagiert und männertaugliche Broschüren ins Angebot genommen. Sie enthalten weniger Text und mehr Bilder.