Lebenserwartung:Schöne alte Welt

Bombenentschärfung - Altenheim wird evakuiert

Senioren in einem Altersheim

(Foto: dpa)

Seit 1990 ist die Lebenserwartung weltweit um sechs Jahre gestiegen. Auch in Deutschland werden die Menschen immer älter. Doch vom Spitzenplatz ist die Bundesrepublik weit entfernt.

Von Werner Bartens

Der Sprung ist gewaltig für den kurzen Zeitraum von 1990 bis 2013. Um mehr als zwölf Jahre hat sich das durchschnittliche Alter, in dem die Menschen der Tod ereilt, in dieser Spanne nach hinten verschoben. Kam das Ende 1990 im arithmetischen Mittel weltweit schon mit 46,7 Jahren, lag es 2013 immerhin erst bei 59,3 Jahren. Dies ist einer der zahlreichen erfreulichen Befunde einer umfangreichen Auswertung zur Sterblichkeit und den Todesursachen in 188 Ländern, die an diesem Donnerstag im Fachmagazin The Lancet erscheint.

Zwangsläufig ist die Lebenserwartung im selben Zeitraum deutlich gestiegen. Lag sie 1990 im globalen Durchschnitt noch bei 65,3 Jahren, besteht für im Jahr 2013 Geborene die Wahrscheinlichkeit, 71,5 Jahre alt zu werden. Die höchste Lebenserwartung für Frauen gibt es in den Pyrenäen-Tälern Andorras mit 86,7 Jahren. Für Männer bestehen im Wüstenstaat Katar die besten Aussichten, möglichst alt - nämlich 81,2 Jahre - zu werden. Weltweites Schlusslicht ist Lesotho, wo die Lebenserwartung für Männer 45,6 und für Frauen 51,2 Jahre beträgt.

Die verbesserte Lebenserwartung geht auf etliche medizinische Erfolge zurück: In den ärmeren Ländern sterben weniger Menschen an Infektionskrankheiten wie Masern und Tuberkulose. Durchfallerkrankungen - besonders häufig ausgelöst von Rota-Viren - fordern nur noch halb so viele Opfer wie 1990. In den wohlhabenden Nationen überleben hingegen mehr Menschen Infarkt, Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Leiden.

"Für die Menschen heute ist es unwahrscheinlicher als für ihre Eltern, an bestimmten Krankheiten zu sterben", sagt Christopher Murray, der die Studie geleitet hat. "Es ist ein sehr ermutigender Trend, dass die Menschen heute so viel länger leben. Allerdings stellt uns die zunehmende Zahl älterer Leute überall auf der Welt vor neue medizinische Herausforderungen."

In Deutschland ist die Lebenserwartung seit 1990 um 5,4 Jahre gestiegen und beträgt mittlerweile 83,1 Jahre für Frauen und 78,2 Jahre für Männer. Im weltweiten Vergleich belegt Deutschland damit Platz 20 bei den Frauen und Platz 25 bei den Männern. An erster Stelle der Todesursachen in Deutschland stehen Herzerkrankungen, Schlaganfall und die Folgen einer Alzheimer-Demenz. Diese drei Leiden machen zusammen 38 Prozent aller Todesfälle aus. Neben Alzheimer forderten chronische Nierenerkrankungen in Deutschland 2013 mehr Opfer als 1990. Die Zahl der Verkehrstoten ist hingegen seit 1990 um beeindruckende 60 Prozent zurückgegangen.

"Solche gründlichen Studien sind von großem Wert", sagt Jost Jonas von der Uniklinik Heidelberg. "Man kann Regierungen Anhaltspunkte geben, in welchen Bereichen die Gesundheitspolitik erfolgreich war und wo mehr investiert werden sollte." China werde die Überalterung beispielsweise mittelfristig vor enorme Probleme stellen, weil Großfamilien zerfallen und es kaum Einrichtungen für ältere Menschen gibt. "In Deutschland gibt es noch belastend viele Suizide", sagt Jonas. "Andererseits macht man sich hier nicht klar, welche Rolle Gewalt als Todesursache in Ländern wie Russland und in Zentralamerika spielt."

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