Jahresbericht zum Kampf gegen das Rauchen:WHO will weltweites Werbeverbot für Zigaretten

Studie zum Nichtraucherschutz

Tabakwaren in einem Kiosk in Stuttgart

(Foto: dpa)

Sechs Millionen Menschen sterben jedes Jahr durch die Folgen des Tabakkonsums. Die Todesrate könnte nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation bis 2030 auf acht Millionen ansteigen - wenn die staatlichen Maßnahmen nicht strenger werden.

Um Millionen Menschen vor gesundheitlichen Schäden zu schützen, fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein weltweites Verbot für Tabakwerbung. Ebenso wichtig seien Warnungen auf Zigarettenschachteln und die Verteuerung von Tabakprodukten durch hohe Steuern, erklärte die UN-Sonderorganisation in Genf.

Solche oder ähnliche Maßnahmen seien bereits in 124 Ländern durchgesetzt worden. Fast 70 Staaten - vor allem in Afrika und Südamerika - würden jedoch bislang nur wenig oder nichts gegen den Tabakkonsum unternehmen, beklagt die WHO in ihrem Jahresbericht 2013 zum Kampf gegen das Rauchen. "Jeder Staat steht in der Verantwortung, seine Bevölkerung vor Krankheit, Behinderung und Tod zu schützen, die durch Tabakkonsum verursacht werden", sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan.

Während bereits in vielen Ländern, darunter Deutschland, umfangreiche Werbeeinschränkungen durchgesetzt seien, könne die Tabakindustrie immer noch eine Reihe von Schlupflöchern nutzen. Dazu gehört der WHO zufolge der Versand von Gratis-Zigaretten per Post, Discount-Preis-Aktionen, das Sponsoring von Veranstaltungen mit Zigarettenmarken oder die Platzierung von Tabakprodukten in TV- und Kinofilmen.

Von Land zu Land gibt es erhebliche Unterschiede. Während Schweden auch die meisten solcher indirekten Werbeaktionen verbietet, sind sie in der Schweiz weitgehend legal. In Deutschland sei immer noch die Plakatwerbung für Tabakwaren erlaubt, bemängelt die WHO. Ohne die Ausweitung staatlicher Maßnahmen - darunter gesetzlich vorgeschriebene Warnungen auf Zigarettenschachteln - wird nach WHO-Schätzungen die Zahl der Menschen, die an Folgen des Tabakkonsums sterben, weiter steigen: Von derzeit jährlich etwa sechs Millionen auf acht Millionen bis 2030.

Krebs, Herzleiden, Diabetes

Das Tabakrauchen sei immer noch Hauptverursacher von vermeidbaren Krankheiten und könne zu Krebs, Herzleiden, Diabetes und chronischen Atemwegserkrankungen führen, warnte die WHO. Ungeachtet dessen würden Tabakkonzerne jedes Jahr Milliarden von Dollar ausgeben, um den Absatz ihrer Produkte zu fördern.

"Wir wissen, dass nur ein vollständiges Verbot von Werbung, Verkaufsförderung und Sponsoring effektiv ist", sagte Douglas Bettcher, von der WHO. "Staaten, in denen solche Maßnahmen konsequent durchgesetzt wurden, konnten das Rauchen in wenigen Jahren deutlich eindämmen."

Drei der mehr als sieben Milliarden Menschen leben laut WHO in Ländern, in denen es staatliche Maßnahme zur Bekämpfung des Rauchens gibt. In 32 Staaten sei zwischen 2007 und 2012 das Rauchen am Arbeitsplatz sowie in öffentlichen Einrichtungen und Transportmitteln untersagt worden.

Diese Fortschritte seien im Zuge des 2005 in Kraft getreten WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) erreicht worden. Der Vertrag ist von mehr als 160 Ländern unterschrieben worden, darunter Deutschland. Weil er jedoch von vielen Staaten nicht umgesetzt werde, ist nach WHO-Angaben das Ziel einer Reduzierung des weltweiten Tabakkonsums um 30 Prozent bis zum Jahr 2025 gefährdet.

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