Insekten:So lassen sich Wespen fernhalten

Wespen haben Hochsaison

Lieben das süße Leben: Wespen.

(Foto: dpa)

Fuchteln, schlagen, pusten - gegen Wespen hilft das alles nicht. Warum es in diesem Sommer so viele gibt, wie sich ein Stich vermeiden lässt und was zu tun ist, wenn es doch passiert.

Von Dorothea Wagner und Jan Hellmut Schwenkenbecher

Warum gibt es in diesem Jahr so viele Wespen?

Wespen mögen es warm und trocken. Weil der Winter kurz und das Frühjahr mild und regenarm war, haben sich die Wespenvölker gut entwickelt und viel Nachwuchs großgezogen, erklärt Julian Heiermann, der als Insektenexperte beim Naturschutzbund Deutschland arbeitet. Wie hoch der Anstieg genau ist, lasse sich aber kaum belegen, meint er. Das Problem: Es gebe keine genauen Zahlen, wie viele Wespen durch Deutschland fliegen. Außerdem gibt es regionale Unterschiede, wie viele Anfragen bei den Schädlingsbekämpfern eingehen.

Was lockt Wespen an?

Der Duft der Lebensmittel. Im Frühsommer haben Wespen besonders großen Appetit auf Grillfleisch und andere eiweißhaltige Speisen; sie füttern damit ihre Brut. "Sie brauchen das zum Wachsen, wie ein Bodybuilder, der besonders viele Eiweißshakes trinkt", sagt Heiermann. Ab August ziehen die Wespen kaum mehr Nachwuchs groß und die Arbeiterinnen suchen nun vor allem nach zuckerhaltiger Nahrung, die schnelle Energie liefert. "In der Natur fliegen sie jetzt auf Fallobst", sagt Heiermann, "aber zu einem Stück Torte sagen sie eben auch nicht nein."

Wie kann man Wespen abschrecken?

Im Internet gibt es zahlreiche Hausmittel, die Wespen von der Terrasse fernhalten sollen: angekokeltes Kaffeepulver, Basilikumblätter auf dem Tisch oder Duftkerzen. Insektenexperte Heiermann meint: Meistens hilft das nicht. "Von ein bisschen Gestank lassen sich hungrige Wespen nicht abschrecken." Hilfreicher sei es, kein großes Büfett aufzubauen, sondern wirklich nur die Speisen ins Freie zu tragen, die man sofort verspeist - dann sei der einladende Duft schwächer.

Wie sollte man sich verhalten, wenn die Wespen in der Nähe surren?

Das Wichtigste: aufpassen, dass man sie nicht aus Versehen verschluckt, meint Heiermann. Um das zu vermeiden, sollten alle Speisen und Getränke abgedeckt werden. Außerdem sollte man nur dünne Strohhalme verwenden, damit man ins Glas gefallene Wespen nicht einsaugt. Erwachsene sollten außerdem darauf achten, dass Kinder keine gezuckerten Essensreste in den Mundwinkeln haben - sonst steuern die Wespen gezielt auf das Gesicht der Kinder zu.

Und was macht man, wenn die Wespe um den Kopf herumschwirrt?

Auch wenn es in diesem Moment vielleicht schwer fällt: ruhig bleiben. Hektische Bewegungen werten Wespen oft als Angriff, warnt Heiermann. Falls die Wespe partout nicht verschwinden möchte, empfiehlt der Insektenexperte langsame Wischbewegungen. "So kann man bei Wespen das Gefühl erzeugen, dass sie auf ein Hindernis zufliegen, ohne sie anzustacheln." In Richtung der Wespen pusten sollte man aber auf keinen Fall: Das in der Atemluft enthaltene Kohlenstoffdioxid macht die Wespen aggressiv, so Heiermann. Der Grund: Manche Wespenarten haben ihre Nester im Boden, Kohlenstoffdioxid ist für sie eine Warnung, dass sich ein Feind nähert.

Was passiert bei einem Stich?

Der Körper reagiert auf das Gift der Insekten mit schmerzhafter Rötung und Schwellung. "Das liegt an den Histaminen und anderen Botenstoffen des Insektengifts", so Florian Eyer, Toxikologe am Klinikum rechts der Isar der TU München. "Diese sind auch für den Juckreiz verantwortlich." In der Regel bleiben die Symptome auf die Einstichstelle begrenzt und bilden sich innerhalb von 24 Stunden deutlich zurück. In seltenen Fällen kann es aber auch zu einer sogenannten systemischen Reaktion kommen, dann treten im ganzen Körper Symptome auf. "Meistens handelt es sich dabei um eine allergische Reaktion", so Eyer, "dabei kann es zu Blutdruckabfällen bis hin zum Schock oder Herz-Kreislauf-Stillstand kommen." Im schlimmsten Fall kann ein solcher anaphylaktischer Schock zum Tod führen - In Deutschland sterben pro Jahr etwa 20 Menschen an den Folgen eines Insektenstichs.

Was sollte man tun, wenn man gestochen wurde?

"Ruhe bewahren", sagt Toxikologe Eyer. Dann sollte man schauen, ob ein Stachel steckt. Wespen ziehen ihren Stachel nach der Attacke zwar wieder heraus, doch bei Bienen bleibt er oftmals samt Giftblase stecken. Beim Entfernen lieber kratzen als ziehen, da man sonst das im Beutel verbliebene Gift in die Haut presst. Und dann: kühlen. Wird man in Mund, Zunge oder Rachen gestochen, ist es ratsam, einen Eiswürfel zu lutschen. Dabei sollte man aufpassen, dass die Atemwege nicht zuschwellen.

Zusätzlich sollte man aber auch auf Entzündungen achten, "da es durch eine Verunreinigung der Haut zu einer Infektion des Stichkanals kommen kann", so Eyer. Das merke man an weiteren Rötungen oder einer Überwärmung der Haut. Auch dann solle man einen Arzt aufsuchen. In den meisten Fällen hilft die Anwendung von Antihistaminika als Gel oder Salbe, um die Symptome zu lindern. Hat man gerade keinen Kühlakku zur Hand, hilft auch ein wenig Gemüse: "Eine halbe Zwiebel auf dem Stich beugt durch die Verdunstungskälte und die ätherischen Öle der Schwellung vor", sagt Julian Heiermann.

Und was hilft dauerhaft?

Reagiert man besonders stark auf Stiche, kommt eine Hyposensibilisierung infrage. Dabei wird dem Patienten über mehrere Jahre - anfangs alle vier, später alle sechs Wochen - Insektengift injiziert. So entwickelt er eine Toleranz gegenüber dem Gift, die Reaktion auf zukünftige Stiche fällt weniger schlimm aus.

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