Infektionskrankheiten:Mit Gentech-Mücken gegen Dengue-Fieber

Brasilien will das Dengue-Fieber im großen Stil mit gentechnisch veränderten Mücken bekämpfen. Versuche im Freiland sprechen für diese Strategie. Doch die ökologischen Folgen sind nicht abzusehen.

Katrin Blawat

Gentechnisch veränderte Mücken sollen in Brasilien verhindern, dass sich das Dengue-Fieber weiter ausbreitet. Dazu plant das brasilianische Gesundheitsministerium, in großem Stil männliche Gentech-Mücken freizusetzen. Paaren sich diese mit unveränderten Weibchen, stirbt der gemeinsame Nachwuchs schon im Larvenstadium. So soll sich die Population von Aedes aegypti - jener Mückenart, die das Dengue-Virus überträgt - verkleinern.

Tigermücke

Mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mücken will Brasilien das Dengue-Fieber eindämmen.

(Foto: dpa)

Vor wenigen Tagen eröffnete im Bundesstaat Bahia eine Insekten-Fabrik, die künftig pro Woche vier Millionen transgene Mücken produzieren soll. Entwickelt wurden die Insekten von einer Ausgründung der Universität Oxford, der Firma Oxitec.

Deren Forschungschef Luke Alphey berichtete vor einiger Zeit in der Fachzeitschrift Nature Biotechnology über Freilandversuche auf der Karibikinsel Grand Cayman, die erfolgreich verlaufen seien. Auch das brasilianische Ministerium beruft sich auf Studien in zwei Dörfern, in denen die Mückenpopulationen dank der Gentech-Insekten binnen eines halben Jahres um 90 Prozent geschrumpft seien.

Die zahlreichen Kritiker lassen sich davon jedoch nicht beeindrucken. Als Erfolg dürfe eine Maßnahme nur zählen, wenn sie tatsächlich für lange Zeit die Zahl der Dengue-Patienten senken könne, gab der Mikrobiologe Anthony James vor einiger Zeit im Fachmagazin Science zu bedenken. Wie viele Mücken herumfliegen, sei zweitrangig, wenn sich die Krankheit dennoch weiter ausbreite und Menschen töte.

Zudem gilt ein halbes Jahr als ein zu kleiner Beobachtungszeitraum. Für kurze Zeit kann eine Mückenpopulation auch rein zufällig oder wegen unerkannter Einflüsse schrumpfen, ohne dass ein Zusammenhang mit der Freilassung von Gentech-Insekten besteht.

Unabsehbar sind die ökologischen Folgen: Was passiert mit dem Ökosystem, sollte es tatsächlich einmal keine Aedes aegypti mehr geben, die vielen Vögeln als Nahrung dienen? Womöglich werden die Mücken aber auch resistent, sodass der Nachwuchs der Gentech-Tiere doch überlebt. Das könnte die Ausbreitung des Dengue-Fiebers dann erst recht begünstigen.

Die Krankheit führt zu Fieber und Gelenkschmerzen, in schweren Fällen auch zu inneren Blutungen und dem Tod. Mit herkömmlichen Mitteln wie Giften oder Insektennetzen lassen sich die Mücken als Überträger des Leidens kaum bekämpfen.

Doch auch die Gentechnik-Methode ist schon einmal an ihre Grenzen gestoßen: In Malaysia verhinderte der Protest der Bevölkerung vor Jahren die ersten Freilandversuche mit Oxitec-Mücken. Deren Entwickler stand auch später in der Kritik, weil er zu wenig und zu spät über seine Vorhaben informiert habe.

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