Lateinamerika:Forscher prognostizieren dreijährige Zika-Epidemie

Die Mücken sporadisch zu bekämpfen, könnte die Epidemie noch verlängern. (Foto: dpa)

Epidemiologen haben errechnet, dass die aktuelle Zika-Epidemiein etwa eineinhalb Jahren vorbei sein wird. Doch die Vorhersage ist schwierig: Gerade wurde ein neuer Übertragungsweg bekannt.

Von Berit Uhlmann

Etwa eineinhalb Jahre lang wird das Zika-Virus einer neuen Modellrechnung zufolge noch in Lateinamerika wüten. Dann werde ein so großer Teil der Bevölkerung immun gegen den Erreger sein, dass er nicht mehr genug Opfer findet, in denen er sich vermehren kann. Ehe wieder so viele Menschen ohne Immunität gegen Zika in der Region leben, dass größere Ausbrüche entstehen könnten, werden etwa zehn Jahre vergehen, schreiben britische und amerikanische Epidemiologen im Fachblatt Science. Die Wissenschaftler haben ihre Prognose auf der Basis der bisherigen Zika-Infektionen sowie Erfahrungen mit ähnlichen Erregern erstellt.

Vertraut man dieser Analyse, hätte die Zika-Krise jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Es wäre eine gute Nachricht für all die Frauen, die derzeit eine Schwangerschaft aufschieben, um das Risiko von Fehlbildungen bei Ungeborenen zu reduzieren. Allerdings räumen die Epidemiologen ein, dass es viele Unbekannte in ihrer Rechnung gibt. Eine davon ist die Bekämpfung der Überträgermücken. Bisherige Erfahrungen sprechen nicht dafür, dass der Einsatz von Insektiziden die Epidemie stoppen kann. Stattdessen könnte ihr Verlauf abgemildert und verlängert werden - wie ein Feuer, das durch unzureichende Löschmaßnahmen zum Schwelbrand wird.

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Zudem sind viele Einflussfaktoren der Epidemie noch nicht verstanden, darunter auch die Übertragungswege. Am Wochenende wurde erstmals ein Fall bekannt, in dem eine Frau ihren Mann wahrscheinlich durch Sex angesteckt hat. Es handelt sich um eine New Yorkerin, die aus einem Zika-Gebiet zurückgekehrt war, teilte die US-Seuchenschutzbehörde mit. Bisher sind lediglich sexuelle Übertragungen von Männern auf Frauen dokumentiert. Über das Ausmaß dieser Übertragungen gibt es noch keine sicheren Erkenntnisse.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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