Infektionskrankheit:Vogelgrippevirus kann von Mensch zu Mensch springen

Infektionskrankheit: Eine Siebenjährige, die sich mit dem Vogelgrippevirus H7N9 infiziert hat, wird im April 2013 in einer Isolierstation in einem Pekinger Krankenhaus behandelt

Eine Siebenjährige, die sich mit dem Vogelgrippevirus H7N9 infiziert hat, wird im April 2013 in einer Isolierstation in einem Pekinger Krankenhaus behandelt

(Foto: AFP)

Forscher haben zwei Todesfälle in China untersucht und gehen nun davon aus, dass der erste Patient seine Tochter mit dem Vogelgrippevirus H7N9 infiziert hat. Für eine Übertragung von Mensch zu Mensch sind allerdings besondere Bedingungen notwendig.

Von Katrin Blawat

Das Vogelgrippevirus H7N9 kann sich im Einzelfall offenbar von Mensch zu Mensch verbreiten - allerdings nur eingeschränkt. Damit sich eine zweite Person bei einem Erkrankten anstecken kann, müssen nach bisherigem Wissen beide sehr engen und lang anhaltenden Kontakt pflegen, zum Beispiel über direkten Kontakt zum Auswurf eines Erkrankten.

Diese Schlüsse ziehen chinesische Forscher um Xian Qi vom Zentrum für Krankheitskontrolle und -vermeidung der Provinz Jiangsu im British Medical Journal (online).

Die Forscher hatten zwei Fälle von H7N9-Infektionen untersucht. Sie betrafen einen 60-jährigen Mann und dessen 32-jährige Tochter. Sie hatte den kranken Vater ohne Schutzmaßnahmen gepflegt. Beide sind gestorben. "Die Infektion der Tochter resultierte wahrscheinlich aus dem Kontakt zu ihrem Vater. Das legt in diesem Fall eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus nahe. Die Übertragung war begrenzt und nicht anhaltend", resümieren die Forscher. Sie liefern die erste sorgfältige Analyse eines solchen Falles. Ähnliche frühere Berichte hatten sich später als vage oder sogar falsch heraus gestellt.

Von Anfang des Jahres bis Ende Mai waren 132 Infektionen mit dem H7N9-Erreger in China und - in einem Fall - in Taiwan bekannt. Das Virus kann eine schwere Lungenentzündung verursachen. 37 der Patienten sind gestorben.

In den allermeisten Fällen haben sich die Erkrankten vermutlich durch den Kontakt mit Geflügel angesteckt, zum Beispiel auf Märkten mit lebende Vögeln. Die Tiere macht das Virus nicht erkennbar krank. Auch manche infizierten Menschen zeigen kaum Symptome. Die Zahl der tatsächlich Infizierten dürfte daher höher liegen als 132. Forscher untersuchen, ob das Virus das Zeug dazu hat, eine Pandemie auszulösen. Entscheidend dafür ist auch, ob sich der Erreger leicht unter Menschen ausbreiten kann.

Schon länger galt es als wahrscheinlich, dass sich zumindest einzelne Patienten durch andere Erkrankte infiziert haben. Überraschend sei der Fall der Tochter daher nicht, schreiben James Rudge und Richard Cooker von der London School of Hygiene and Tropical Medicine in Bangkok in einem begleitenden Kommentar. Zudem betonen sie - wie auch die Studienautoren - mehrmals, dass H7N9 offensichtlich nur schlecht und "ineffizient" von Mensch zu Mensch springen könne.

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