Infektionen:Keimgefahr im Kindergarten

Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten lässt sich auf enge Sozialkontakte zurückführen. Deshalb werden Kinder, Krankenpfleger und Verkäufer besonders häufig von Grippe, Schnupfen & Co. heimgesucht.

Von Christina Berndt

Die einen verdächtigen ihre Kinderkrippe, ein geheimes Versuchslager für Biowaffen eines feindlichen Geheimdienstes zu sein. Die anderen sagen nüchtern: "Kinder haben nun mal viel Körperkontakt. Klar, dass sie sich schnell anstecken."

Zur Enttäuschung der Anhänger von Verschwörungstheorien haben wohl all jene recht, die die Ausbreitung von Infektionskrankheiten auf enge Sozialkontakte zurückführen.

Und um dies einmal mit harten Daten zu unterfüttern, haben Forscher der Universitäten Warwick und Liverpool penibel ausgezählt, welche gesellschaftlichen Gruppen wie viel Zeit mit Menschen verbringen (Proceedings of the Royal Society B, online).

Kein Wunder also, schließen sie, dass Kinder, Krankenpfleger und Verkäufer besonders häufig von Grippe, Schnupfen & Co. heimgesucht werden, während Arbeitslose und Rentner eher verschont bleiben.

Die Forscher fragten mehr als 5000 Briten nach ihren täglichen Begegnungen mit potenziell infektiösen Mitmenschen. Die Kinder sind demnach Spitze in Sachen Ansteckungsgefahr: Sie schaffen das Kunststück, an einem Tag auf fast 48 "Kontaktstunden" zu kommen. Das bedeutet, dass sie zum Beispiel zwölf Stunden lang in jeder Minute vier Personen um sich scharen oder sechs Stunden lang acht Personen. Dabei zählte ein zwischenmenschliches Miteinander erst dann als Kontakt, wenn sich die beteiligten Personen von Angesicht zu Angesicht mit einem Abstand von weniger als zwei Metern unterhalten oder einander mit bloßer Haut berühren.

Lehrer kommen so noch auf 62,1 Kontakte und 32 Kontaktstunden pro Tag. Rentner schaffen dagegen nur 19,3 Annäherungen, die in 19 Kontaktstunden erledigt sind. Auch Arbeitslose (18,4 Kontaktstunden), Wissenschaftler (26,0) und Studenten (28,5) sind häufig allein.

Auch die besonders ansteckungsgefährdeten Lehrer und Krankenpfleger seien dem Keimbombardement aber nicht hilflos ausgeliefert, betont Jeremy Dale, einer der Forscher: "Es gibt viele Maßnahmen, sein Risiko zu mindern." Dazu gehört es, sich regelmäßig die Hände zu waschen, Oberflächen sauber zu halten und beim Husten oder Schnäuzen Einwegtaschentücher zu benutzen.

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