Hygiene von Lebensmitteln:Die wahre Haltbarkeit

Allergien

Lebensmittel sollten sie immer mit Augen und Nase prüfen.

(Foto: dpa)

Das Müsli hat sein Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten? In der Obstschale schimmelt eine Beere? Die Kartoffeln keimen? Was Sie essen können und was in den Müll gehört.

Von Berit Uhlmann

Die Frage nach der Haltbarkeit von Lebensmitteln ist heikel. Denn dabei stehen sich zwei Probleme gegenseitig im Weg. Auf der einen Seite können zu lange gelagerte Speisen schwere, mitunter sogar tödliche Erkrankungen auslösen. Andererseits führt das Sicherheitsbedürfnis dazu, dass massenhaft einwandfreie Lebensmittel im Müll landen: Elf Millionen Tonnen sind es nach Angaben Verbraucherministeriums jedes Jahr. Tipps, wie Sie das Dilemma lösen können:

Respektieren Sie das Verbrauchsdatum

Das Verbrauchsdatum ist etwas anderes als das viel kritisierte Mindesthaltbarkeitsdatum. Es ist an dem Aufdruck "zu verbrauchen bis: ..." erkennbar und wird nur leicht verderblichen Lebensmitteln verliehen. Gesetzlich vorgeschrieben ist das Verbrauchsdatum für frisches Geflügelfleisch und Rohmilch. Häufig wird es auch für Hackfleisch oder Fertigsalate angegeben. Experten raten, dieses Datum ernst zu nehmen. Denn verdorbenes Fleisch oder zu lange gelagerte Rohmilch können EHEC- oder andere schwere Infektionen auslösen.

Seien Sie nicht allzu streng mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum

Dagegen ist eine kurze Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums in vielen Fällen nicht gefährlich. Der Aufdruck: "Mindestens haltbar bis ..." ist quasi eine Garantieerklärung des Herstellers. Innerhalb dieser Frist bleiben die Eigenschaften - etwa Geschmack, Konsistenz, Aussehen und Nährstoffgehalt - unverändert. Doch so wie auch der Staubsauger nach Ablauf der Garantiezeit noch tadellos funktionieren kann, sind auch viele Lebensmittel nach der angegebenen Frist noch problemlos genießbar. Eine Übersicht finden Sie auf Seite 2 des Artikels.

Prüfen Sie das Essen mit Augen und Nase

Egal, was der Aufdruck sagt, schauen Sie das Produkt an und riechen Sie daran - vor allem bei leicht verderblichen tierischen Lebensmitteln. Ein säuerlicher Geruch oder Schmierfilm auf der Wurst zeugen von beginnendem Verderb, solche Ware gehört in den Müll. Schimmel ist ebenfalls ein Warnzeichen. Von dem vielzitierten Rat, man könne ja die pelzigen Stellen großzügig wegschneiden, halten Experten nichts. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, solche Lebensmittel grundsätzlich wegzuwerfen. Denn Schimmelpilze bilden Gifte, die langfristig das Krebsrisiko steigen lassen.

Wiegen Sie sich nicht falscher Sicherheit

Auch wenn ein Lebensmittel einwandfrei aussieht, kann es krankmachende Keime tragen. Denn viele der pathogenen Erreger wie Salmonellen oder Listerien hinterlassen keine Spuren, die der Verbraucher erkennen könnte. Sie minimieren die Gefahr, wenn Sie rohe tierische Produkte nur sehr kurz lagern lassen. Schwangere sollten rohes Fleisch und Rohmilchprodukte ganz meiden.

Was ist wie lange haltbar?

Brot: Solange es appetitlich erscheint, können Sie es essen. Sobald Sie Schimmelflecken entdecken, sollten Sie den gesamten Laib entsorgen.

Eier: Sie sind nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg noch ungefähr zwei Wochen länger haltbar als auf dem Karton angegeben. Allerdings sollten lange gelagerte Eier nicht mehr roh verwendet werden. Die Gefahr von Salmonelleninfektionen steigt dann gewaltig.

Getränke: Verschlossen sind Mineralwasser, Saft und Bier viele Monate, Wein oft sogar viele Jahre lang haltbar.

Fleisch und Wurst: Diese tierischen Produkte sind heikel. Fleisch sollten Sie so schnell wie möglich verzehren. Abgepackte Brühwurst ist oft noch ein paar Tage über die Mindesthaltbarkeitsfrist hinaus genießbar. Weist sie jedoch einen schmierige Oberfläche oder einen strengen Geruch auf, gehört sie in den Müll.

Kaffee: Die gemahlenen oder kompletten Bohnen sind trocken gelagert jahrelang vor dem Verderb sicher. Die EU-Agrarminister denken deshalb darüber nach, das Haltbarkeitsdatum für das Produkt entfallen zu lassen.

Kartoffeln: Ein Lebensmittel, bei dem sie selbst genau hinschauen müssen. Werden Kartoffeln zu lange, zu warm und zu hell gelagert, bilden sich grüne Stellen oder Keime. Sie enthalten Solanin, das in hohen Dosen giftig ist. Solche Stellen sollten nach Angabe der Deutschen Gesellschaft für Ernährung großzügig weggeschnitten werden. Diese Kartoffeln sollten nur geschält gegessen werden.

Konserven: Fest verschlossen sind Büchsen und Gläser noch einige Monate länger haltbar als auf dem Etikett angegeben. Doch Achtung: Wölbt sich der Deckel nach oben, ist dies ein Zeichen für das Vorhandensein von giftbildenden Bakterien. Der Verzehr kann zum so genannten Botulismus führen und tödlich enden. Solche Konserven sollten entsorgt werden.

Mehl: Es hält sich nach Angaben der Verbraucherzentralen noch viele Monate nachdem die Haltbarkeit abgelaufen ist. Wichtig ist aber ein fest verschlossenes Gefäß, das Feuchtigkeit und Ungeziefer fernhält.

Milch und Milchprodukte: Wird die Verpackung nicht geöffnet, können Milch und viele ihrer Produkte einige Tage oder auch länger über das Haltbarkeitsdatum hinaus verzehrt werden. Rohmilch dagegen wird mit dem so genannten Verfallsdatum gekennzeichnet. Es sollte unbedingt eingehalten werden, ansonsten drohen beispielweise Ehec-Infektionen.

Müsli: Ähnlich wie Mehl hält es sich mehrere Monate länger als auf der Verpackung angegeben. Es sollte wie Mehl gelagert werden.

Nudeln: Harte, trockene Pasta ist prinzipiell jahrelang haltbar. Ob sie überhaupt eine Angabe zur Haltbarkeit benötigt, wird diskutiert. Frische Pasta gehört in den Kühlschrank. Dort hält sie sich Stiftung Warentest zufolge etwa drei bis vier Wochen.

Obst: Früchte müssen Sie immer selbst anschauen, denn selbst sehr frische Exemplare können schimmeln. Dann sollte die ganze Packung entsorgt werden.

Reis: Bei trockener Lagerung sind die Körner jahrelang haltbar. Es gibt daher Überlegungen, ihnen gar kein Mindesthaltbarkeitsdatum mehr zu verleihen.

Salat: Geschnitten und in Tüten gekauft, gehört Salat zu den Lebensmitteln, die sehr schnell schimmeln oder von Hefepilzen überwuchert werden. An den Schnittstellen tritt Pflanzensaft aus, der den Pilzen als Nahrung dient. Das feuchte Klima in den Tüten begünstigt das Wachstum zusätzlich. Untersuchungen von Stiftung Warentest zeigten, dass solche Salate oft schon mit Mikroorganismen belastet sind, bevor ihre Haltbarkeitsfrist abgelaufen ist. Verbraucher sollten solche Salate besser ganz meiden. Egal ob als Kopf oder geschnitten: Die Blätter müssen immer genau begutachtet werden.

Salz: Trocken gelagert sind die Kristalle nahezu unbegrenzt haltbar. Salz muss keine Angabe zur Haltbarkeit tragen.

Tee: Die Pflanzenblätter sind trocken gelagert jahrelang vor dem Verderb sicher. Auch bei Tee wird erwogen, künftig auf das Haltbarkeitsdatum zu verzichten.

Tiefkühlkost: Das Einfrieren tötet viele Bakterien nicht ab, sondert verhindert lediglich, dass sie sich weiter vermehren. Werden sie zwischendurch nicht aufgetaut, sind eingefrorene Speisen mehrere Monate länger als angegeben haltbar. Jedes Antauen dagegen leistet dem Bakterienwachstum Vorschub.

Zucker: Trocken gelagert sind die Kristalle nahezu unbegrenzt haltbar. Zucker muss keine Angabe zur Haltbarkeit tragen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: