Grippemedikament:Zweifelhaftes Tamiflu

Tamiflu gilt manchen als Wundermittel gegen Grippewellen aller Art. Doch das Medikament ist längst Gegenstand eines veritablen Skandals.

Während der Schweinegrippe-Welle 2009 betrachteten viele Menschen Tamiflu als eine Art Lebensversicherung. Sie besorgten sich das Grippemittel vorsorglich, um für den Notfall gewappnet zu sein. Kein Wunder, schließlich hortet auch die Bundesregierung, ebenso wie die Regierungen etlicher anderer Länder, große Mengen des Medikaments für künftige Pandemien.

Doch der Nutzen des Mittels ist fraglich: Wird es innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der Symptome eingenommen, lässt sich die Erkrankungsdauer den verfügbaren Daten nach von 5,2 auf 4,2 Tage reduzierten. Als Nebenwirkungen wurden Übelkeit und Erbrechen beobachtet.

Doch vor allem aus einem anderen Grund ist das Mittel so unsicher: Mittlerweile ist bekannt, dass der Hersteller Roche zahlreiche Studien zu seinem Medikament unter Verschluss hält. Damit liegt der Verdacht nahe, dass Untersuchungen, die keinen Nutzen belegen, gezielt zurückgehalten werden. Wissenschaftler aus aller Welt sind empört über dieses Verhalten. Mehr zum Tamiflu-Skandal lesen Sie hier.

Doch was heißt dies für den Patienten? Zunächst einmal nicht allzuviel. Denn die meisten Menschen bekommen im Falle einer normalen Virus-Grippe kein Tamiflu verschrieben. Nur bei schweren Verläufen oder Risikopatienten wie Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen wird zu der Einnahme geraten. Denn zum unklaren Nutzen kommt: Die Tabletten sind teuer und sollen für unvorhergesehene Krankheitsausbrüche in Reserve behalten werden - auch um Resistenzen zu vermeiden. Im Normalfall werden die Symptome der Influenza einzeln behandelt. Welche Mittel helfen, lesen Sie hier.

Ob Tamiflu einer Grippe-Erkrankung vorbeugt, ist nicht ganz klar. Das Robert Koch-Institut rät jedoch: Auf keinen Fall sollte die vorsorgliche Einnahme andere vorbeugende Maßnahmen ersetzen. Zum Schutz vor einer Influenza empfehlen die Gesundheitsstrategen Älteren, Schwangeren und chronisch Kranken, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. Außerdem beugt häufiges Händewaschen Atemwegserkrankungen vor. Mehr dazu erfahren Sie hier.

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