Geburt per Kaiserschnitt:Optimaler Schnitt

Die WHO empfiehlt eine Kaiserschnittrate von maximal 15 Prozent. Nach einer neuen Studie scheint jedoch eine höhere Rate sinnvoller zu sein - vorausgesetzt, sie erreicht nicht Werte wie in Deutschland.

Von Berit Uhlmann

In Brasilien kommt jedes zweite Baby per Kaiserschnitt zur Welt, im Südsudan nicht einmal jedes hundertste. Wo zwischen diesen enorm schwankenden Werten liegt das vernünftige Maß? Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat 1985 ihr noch immer gültiges Diktum gesprochen: "Für Kaiserschnittraten von mehr als zehn bis 15 Prozent gibt es keine Begründung".

Nun zeigen Wissenschaftler aus Boston und Stanford, dass diese Schwelle möglicherweise zu niedrig angesetzt ist. Nach ihrer Analyse liegt die optimale Kaiserschnittrate bei etwa 19 Prozent. Diese Ideal-Rate entspricht der tatsächlichen: Im globalen Durchschnitt werden 19 von 100 Babys durch eine Operation entbunden.

Die Forscher haben für ihre Studie, die gerade im Fachmagazin Jama erschienen ist, Daten aller 194 WHO-Mitgliedstaaten verglichen. Demnach überleben Mütter und Kinder die Geburt am häufigsten in jenen Ländern, in denen der Anteil der Kaiserschnittgeburten bei mindestens 19 Prozent liegt. Höhere Operationszahlen verbessern die Überlebenschancen nicht weiter.

"Es gibt viele Staaten, in denen mehr Kaiserschnitte durchgeführt werden als medizinisch sinnvoll erscheinen", sagt Hauptautor Alex Haynes. In Deutschland kommt nahezu jedes dritte Kind in einem OP-Saal zur Welt.

In einem begleitenden Kommentar mahnen Forscher aus New York dazu, die Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. "Die optimale Kaiserschnittrate kann keine simple Einheitsgröße sein, die für alle Einrichtungen und Gesundheitssysteme passt", schreiben sie. Letztlich gehe es auch nicht um die nackte Zahl, sondern darum, ob Kaiserschnitte in einem Umfeld erfolgen, das eine optimale Versorgung von Müttern und Kindern gewährleistet.

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