EU-Drogenbeobachtungsstelle:EU warnt vor 80 neuen Designer-Drogen

Crystal Meth

Proben der synthetische Droge Crystal Meth

(Foto: dpa)

Dutzende bislang unbekannte künstliche Rauschmittel haben die Kontrolleure der EU 2013 entdeckt. Im Jahresbericht der Drogenbeobachtungsstelle warnen Experten vor den nicht abzusehenden Gefahren - auch, weil viele Drogen getarnt vertrieben werden.

Neuer Designe-Drogen sind in Europa auf dem Vormarsch. Im vergangenen Jahr wurden in den Ländern der Europäischen Union 81 bis dahin unbekannte, künstlich hergestellte Rauschmittel entdeckt. Das seien acht mehr als im bisherigen Rekordjahr 2012, teilte die EU-Drogenbeobachtungsstelle (EBDD) in ihrem am Dienstag in Lissabon veröffentlichten Jahresbericht mit.

Insgesamt zählt die Behörde 350 psychoaktive Substanzen, die zu Vergiftungen oder zum Tod führen können. Die Drogenproblematik in Europa gestalte sich "zunehmend komplex". EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström äußerte bei der Präsentation des Berichts die Sorge, dass die in Europa heute konsumierten Drogen "sogar noch schädlicher für die Gesundheit sind als früher".

Mit den neuen Drogen versuchen Händler und Konsumenten, bestehende Verbote zu umgehen. Oftmals werden die in europäischen Labors hergestellten oder aus China und Indien importierten Rauschmittel als pflanzliches Räucherwerk, Badesalz, Silberputzmittel oder sogar Pflanzendünger vertrieben. Das Internet als Marktplatz gewinnt an Bedeutung und die Kontrolle des Drogenhandels wird immer schwieriger. Zudem wird die Wirkung von bereits etablierten Drogen wie Ecstasy und Cannabis dem Bericht zufolge oftmals verstärkt, indem ihre Zutaten im Labor verändert werden.

1,3 Millionen "Problemnutzer"

Der Konsum von Heroin geht dem Jahresbericht zufolge zwar zurück. Allerdings stieg gleichzeitig die Zahl derer, die von Substitutionsdrogen abhängig sind. Als Ersatzdrogen werden gemeinhin Methadon und Buprenorphin verschrieben, die sicherer sind, weil sie oral eingenommen und nicht gespritzt werden.

Etwa 1,3 Millionen Opiatkonsumenten gelten der Beobachtungsstelle zufolge als "Problemnutzer". Heroin ist nach wie vor die häufigste Todesursache in dieser Gruppe - durch eine Überdosis starben 2012 EU-weit etwa 6100 Menschen (2011 waren es 6500 Tote). Infolge von Kokainmissbrauch starben 2012 etwa 500 Menschen.

Mehr als 80 Millionen Menschen in Europa haben dem EBDD-Bericht zufolge in ihrem Leben bereits illegale Drogen genommen. Bei den meisten (73,6 Millionen) handelte es sich um Cannabis, 2013 konsumierten demnach etwa 18 Millionen Menschen Marihuana oder Haschisch. An zweiter Stelle kommt Kokain, das schätzungsweise etwa 14 Millionen Europäer bereits einmal genommen haben - im vergangenen Jahr waren es laut dem Bericht etwa drei Millionen Menschen.

11,4 Millionen Menschen probierten in ihrem Leben bereits Amphetamine, 2013 waren es 1,5 Millionen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), warnte vor einer Verbreitung von Amphetaminen und Metamphetaminen, auch als Crystal Meth bekannt. Noch sei der Konsum von Crystal Meth in Europa auf wenige Regionen beschränkt, "in Deutschland ist dies die Grenzregion zu Tschechien", sagte Mortler. Sie kündigte im Kampf gegen die Droge einen Ausbau der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit an. "Wir müssen alles tun, damit sich die Verbreitung nicht ausweitet."

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