EU-Bilanz:Krebs verursacht Kosten von jährlich 126 Milliarden Euro

Behandlung, Pflege, Arbeitsausfall: Krebskrankheiten verursachen in der Europäischen Union enorme volkswirtschaftliche Kosten. Allein in Deutschland sind es 35 Milliarden pro Jahr. Doch für einen großen Teil kommen Familien und Freunde auf.

Krebskrankheiten haben im Jahr 2009 die Volkswirtschaften der damals noch 27 EU-Staaten jährlich 126 Milliarden Euro gekostet. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Journal The Lancet Oncology publizierte Studie von Wissenschaftlern der britischen Universität Oxford und des King's College London.

In Deutschland verursachen bösartige Tumorerkrankungen jährliche Kosten von 35 Milliarden Euro. Das entspricht 1,48 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Damit hat Deutschland EU-weit die höchsten Kosten.

Für die medizinische Versorgung gaben die EU-Staaten im Durchschnitt 102 Euro pro Einwohner aus. Luxemburg war mit 184 Euro Spitzenreiter; Deutschland lag mit 182 Euro nur knapp dahinter. In Bulgarien wurden dagegen nur 16 Euro pro Kopf aufgebracht. In den USA liegen die Kosten bei 200 Euro.

Die medizinische Versorgung machte in der Berechnung der Gesamtkosten jedoch nur 40 Prozent aus (51 Milliarden Euro). Ein ähnlich großer Teil entstand durch Arbeitsausfälle der Erkrankten. Außerdem bezogen die Forscher in ihre Bilanz auch indirekte Kosten ein, die beispielsweise entstehen, wenn betreuende Angehörige auf der Arbeit fehlen. Auch dieser Wert ist beachtlich: Familie und Freunde leisteten europaweit drei Milliarden Stunden unbezahlter Pflege, die 23,2 Milliarden Euro wert waren.

Lungenkrebs verusacht die höchsten Kosten

Lungenkrebs verursachte europaweit die höchsten Gesamtkosten sowie den höchsten Produktivitätsverlust durch Krankschreibungen und verfrühte Todesfälle. Die medizinische Versorgung war hingegen für Brustkrebspatienten am teuersten, hier schlugen kostenintensive Medikamente zu Buche.

Es handelt sich den Forschern zufolge um die erste Studie, die die ökonomischen Kosten der Krankheit zwischen den EU-Ländern umfassend vergleicht. Die Wissenschaftler verwendeten dafür Daten von internationalen Gesundheitsorganisationen, nationalen Gesundheitsministerien und von Statistikinstituten aus dem Jahr 2009.

In einer vorherigen Studie hatten die Wissenschaftler bereits die Kosten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen berechnet. Sie liegen in der EU höher als die von Krebserkrankungen - bei 195 Milliarden Euro.

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