Erste Hilfe:Wie Sie Hitze-Notfälle meistern

Sommerwetter

Schatten ist auf jeden Fall zu empfehlen.

(Foto: dpa)

Temperaturen von mehr als 35 Grad Celsius können den Körper an seine Belastungsgrenze bringen. Wie Sie im Ernstfall richtig reagieren.

Von Berit Uhlmann

Starke Hitze kann im Extremfall tödlich enden. Wie Sie die größten Probleme erkennen und lindern können.

Hitzeohnmacht: Im Hirn kommt nicht mehr genug Blut an

Wen trifft es: Menschen, die in der Wärme lange stehen, sind besonders gefährdet.

Ursachen: Um Wärme abzuführen, weiten sich die Blutgefäße. Dadurch versackt zu viel Blut in den Beinen und fehlt dann im Hirn. Ein schlecht durchblutetes Gehirn reagiert mit Bewusstlosigkeit. Begünstigt wird die Erweiterung der Blutgefäße, wenn die effektivste Maßnahme der Wärmeabgabe - das Schwitzen und Verdunsten des Schweißes - nicht gut funktioniert, etwa weil der Mensch zu dichte Kleidung trägt oder das Klima feuchtwarm ist.

Symptome: Meist dauert die Bewusstlosigkeit nur kurz.

Gefahren: Beim Sturz können sich die Hitzeopfer verletzen. Ansonsten ist die Ohnmacht in der Regel ungefährlich.

Erste Hilfe: Der Bewusstlose wird in die stabile Seitenlage gedreht. Sobald er wieder ansprechbar ist, wird er ins Kühle gebracht und mit Getränken versorgt. Erscheint der Kreislauf weiterhin instabil, sollten Sie den Betroffenen zum Arzt begleiten oder den Notruf unter 112 wählen.

Vorbeugen: Wer sich länger in der Wärme aufhalten muss, sollte sich regelmäßig hinsetzen, sich mit Wasser oder feuchten Tüchern abkühlen, ausreichend trinken und leichte Kleidung tragen, um das Schwitzen zu unterstützen.

Hitzekrämpfe: Schmerzhafte Muskelkontraktionen

Wen trifft es: Einen Hitzekrampf riskieren Menschen, die bei hohen Temperaturen aktiv sind und sehr viel schwitzen. Vor allem Arbeiter und Sportler sind gefährdet.

Ursachen: Betroffene schwitzen so viel, dass der Körper eine Menge Salz verliert. Dadurch gerät der Elektrolythaushalt aus dem Lot und begünstigt die Krämpfe.

Symptome: Betroffene erleben schmerzhafte Muskelkontraktionen.

Gefahren: In der Regel sind die Krämpfe ungefährlich.

Erste Hilfe: Linderung verschaffen elektrolythaltige Getränke, etwa Wasser oder Fruchtsäfte, denen ein bis zwei Teelöffel Salz pro Liter zugesetzt wird. Fertige Elektrolytgetränke oder -pulver gibt es in Apotheken zu kaufen.

Vorbeugung: Wer bei hohen Temperaturen körperlich aktiv sein muss, sollte von vornherein auf ausreichende Salzzufuhr achten. Brühen, salzhaltige Speisen oder Elektrolytgetränke sind zu empfehlen. Doch auch bei hohen Temperaturen gilt: Der Durst ist der beste Ratgeber. Wer zu viel Wasser trinkt, riskiert ebenfalls, den Elektrolythaushalt zu stören. Im Extremfall kann das tödlich enden.

Hitzeerschöpfung: Verwirrtheit durch Austrocknung

Wen trifft es: Gefährdet sind Menschen, die bei großer Hitze zu wenig trinken, etwa Wanderer. Aber auch alte und geschwächte Menschen erleiden häufiger eine Hitzeerschöpfung.

Ursachen: Die Kombination aus wenig trinken und Schwitzen führt zum Flüssigkeitsmangel im Körper. Der Blutdruck sackt ab und dem Kreislauf fällt es zunehmend schwerer, das Hirn mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.

Symptome: Das Herz rast, die Atmung ist flach, der Körper wird schwächer. Gelangt zu wenig Sauerstoff ins Gehirn, reagieren die Betroffenen mit Verwirrung, die bis zum Delirium reichen kann.

Gefahren: Die Bezeichnung Hitzeerschöpfung mag harmlos klingen, es handelt sich aber um einen Notfall. Wird der Mensch nicht schnell mit Flüssigkeit versorgt, kann die bedrohlichste aller Entwicklungen eintreten: der Hitzschlag (siehe nächste Seite).

Erste Hilfe: Rufen Sie den Notarzt unter 112 und lassen Sie die Betroffenen nicht allein. Sie sollten nach Möglichkeit zu trinken bekommen. Feuchte Umschläge an Stirn und Nacken können Erleichterung verschaffen. Bewusstlose werden in die stabile Seitenlage gebracht.

Vorbeugung: Sorgen Sie dafür, dass Sie vor allem bei Wanderungen, auf Fahrten und Reisen genügend Getränke dabei haben. Ältere oder kranke Menschen sollten bei hohen Temperaturen Anstrengungen vermeiden.

Hitzschlag: Lebensgefährliche Überhitzung des Körpers

Wen trifft es: Menschen, die über lange Zeit hohen Temperaturen ohne Abkühlung ausgesetzt sind, können einen fatalen Hitzschlag erleiden.

Ursachen: Der Hitzschlag tritt ein, wenn der Körper seine Möglichkeiten der Temperaturregelung erschöpft hat. Die Körpertemperatur steigt dann auf gefährlich hohe Werte.

Symptome: Auffälligstes Zeichen ist der heiße Körper, seine Temperatur übersteigt die 40-Grad-Marke. Betroffene sind desorientiert, können bewusstlos werden oder Krampfanfälle bekommen. Die Atmung ist erst schnell und flach, später langsam. Das Herz rast.

Gefahren: Unbehandelt endet ein Hitzschlag tödlich. Die Körpertemperatur steigt dann auf mehr als 42 Grad. Die körpereigenen Eiweiße gerinnen, Zellen gehen zugrunde.

Erste Hilfe: Rufen Sie den Notarzt unter 112 und überwachen Sie den Patienten sorgfältig. Sorgen Sie für rasche Kühlung. Entfernen Sie dazu alle Kleidung und kühlen Sie den gesamten Körper mit feuchten Tüchern. Geben Sie dem Leidenden elektrolythaltige Getränke.

Vorbeugung: Wer Zeichen von Austrocknung, Kreislaufschwäche oder steigender Körpertemperatur bemerkt, sollte sich schnell professionelle Hilfe holen.

Sonnenstich - Der Kopf wird zu heiß

Wen trifft es: Säuglinge und Kleinkinder mit dünnem Haar sowie Glatzenträger sind besonders gefährdet, da die Sonne ungeschützt auf ihren Kopf trifft.

Ursachen: Durch die Hitzeeinwirkung auf den Kopf können Hirn und Hirnhäute gereizt werden.

Symptome: Beim Sonnenstich ist nur der Kopf heiß, der Rest des Körpers hat eine normale Temperatur. Typischerweise tritt der Sonnenstich erst mehrere Stunden nach der Sonneinstrahlung auf. Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Sehstörungen sind typische Symptome. Mitunter tritt die Nackensteifigkeit - das charakteristischste Anzeichen einer Hirnhautentzündung - auf: Dabei gelingt es den Patienten nicht, den Kopf in Richtung Brust zu beugen.

Gefahren: In sehr schweren Fällen sind Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen und Wassereinlagerungen im Hirn möglich. Solch ein Hirnödem kann tödlich sein.

Erste Hilfe: In schweren Fällen sollten Sie den Notarzt unter 112 rufen. In leichteren Fällen bringen kühle Tücher auf Kopf und Nacken Erleichterung.

Vorbeugung: Um die Mittagszeit sollte sich niemand länger in der Sonne aufhalten. Neben dem Sonnenstich drohen dadurch schwere Sonnenbrände. Ansonsten ist eine Kopfbedeckung zu empfehlen - vor allem für Menschen ohne Haupthaar.

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