Erste Hilfe bei Unterkühlung und Erfrierung:Wenn die Kälte zuschlägt

Kälte - Wie Sie bei Unterkühlung vorgehen

Ob bei klirrender Kälte oder milderen Wintertagen:  Unterkühlungen können jederzeit auftreten.

(Foto: dpa/dpaweb)

Eine lebensgefährliche Unterkühlung kann auch schon bei Temperaturen über Null eintreten. Gut gemeinte, aber falsche Rettungsaktionen können den Tod bedeuten. Erste-Hilfe-Regeln, die Sie kennen sollten.

Nicht erst bei sibirischen Temperaturen können sich Menschen eine Unterkühlung zuziehen. Und die hat nichts mit Frösteln oder einer Erkältung zu tun, sondern ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Ärzte sprechen von einer Unterkühlung sobald die Körpertemperatur an Kopf und Rumpf unter 35 Grad sinkt.

Das kann zum Beispiel Menschen passieren, die in kalte Gewässer stürzen - obwohl deren Temperatur über null Grad liegt. Gefährdet sind auch Partygänger, die heftig getrunken haben. Alkohol regt die Durchblutung der Haut an, dadurch aber kühlt der Körper schneller aus. Betrunkene spüren dies jedoch nicht immer, im Extremfall schlafen sie in kühler Umgebung ein. Zu den Risikogruppen gehören auch Skifahrer, die aufgrund von Verletzungen oder Lawinenunglücken in der Kälte gefangen sind.

Droht der Körper auszukühlen, passiert zunächst, was jeder schon einmal erlebt hat: Der Mensch zittert, bewegt sich unruhig hin und her, Herzschlag und Atmung beschleunigen sich. Auf diese Art erzeugt der Körper zusätzliche Wärme. Allerdings hält er diese Anstrengung nicht unbegrenzt durch. Bleibt er der Kälte ausgesetzt, werden die Energiereserven aufgebraucht. Die verzweifelte Aktivität schlägt in das Gegenteil um - und es tritt Lebensgefahr ein.

Der Mensch wird schläfrig und später bewusstlos. Die Muskeln werden erst steif und dann schlaff. Atmung und Herzschlag verlangsamen sich zunehmend. Am Ende tritt ein Zustand ein, den Mediziner Scheintod nennen und für den folgender Merksatz gilt: "Niemand ist tot, bis er warm und tot ist". Denn die Kälte verzögert zugleich das Absterben der Gehirnzellen, das im Normalfall rasch den Tod herbeiführen würde, sobald das Herz kein Blut mehr ins Hirn pumpt.

Deshalb sehen die Erste-Hilfe-Regeln bei Unterkühlung mit Herzstillstand vor, dass sofort der Rettungsdienst gerufen und die Wiederbelebung begonnen wird. Wie das geht, erfahren Sie in diesem Video.

Achtung Bergungstod!

Ist der Kreislauf noch oder wieder stabil, dann wird der unterkühlte Patient nach Möglichkeit an einen warmen Ort gebracht - und zwar liegend. Nasse Kleidung wird schonend entfernt und der Betroffene in warme Decken gehüllt.

Ganz wichtig ist, dabei alle unnötigen Bewegungen des Patienten - ob aktiv oder passiv - zu vermeiden! Denn sonst kann passieren, was Fachleute den Bergungstod nennen. Wird der Patient aufgerichtet, fließt das kältere Blut aus den entfernteren Körperteilen zur Mitte des Körpers. Damit sinkt die Kerntemperatur weiter ab, im Extremfall kann ein Herzstillstand eintreten. Auch wenn Arme oder Beine angehoben oder gerieben und massiert werden, kann es zu dem Effekt kommen. Ein Unterkühlungsopfer ist also so ruhig wie möglich zu halten. Kann es trinken, sollte es warme Getränke, aber keinen Alkohol zu sich nehmen.

Wie Sie bei Erfrierungen vorgehen

Bei extremer Kälte kann es sinnvoll sein, nicht mehr das ganze Haus, sondern nur noch die wichtigsten Räume zu heizen. Ähnlich geht der Körper vor, wenn es zu kalt wird. Er konzentriert das warme Blut in den lebenswichtigen Organen und drosselt die Durchblutung der entlegensten Körperteile: Finger, Zehen, Nase und Ohren. Er nimmt Erfrierungen an ihnen in Kauf, um die Temperatur im Körperinneren zu erhalten.

Ersthelfer sollten dieser Logik folgen: Hat ein Mensch gleichzeitig eine Unterkühlung und Erfrierungen, kümmern sie sich zunächst um die Unterkühlung. Gegen Erfrierungen können Ersthelfer ohnehin nicht allzuviel tun. Sie bringen wie bei der Unterkühlung auch, den Betroffenen ins Warme, entfernen nasse Schuhe oder Handschuhe und packen die betroffene Körperteile warm ein. Ansonsten ist es wichtig, die geschädigte Haut in Ruhe zu lassen; sie wird also weder gerieben, noch werden eventuelle Blasen geöffnet. Die Betroffenen sollten von einem Arzt behandelt werden - bis es soweit ist, brauchen sie Ruhe und emotionalen Beistand.

(Quellen: Deutsches Rotes Kreuz, Böbel u.a.: "LPN-San - Lehrbuch für Rettungssanitäter, Betriebssanitäter und Rettungshelfer", Luxem u.a.: "Rettungdienst RS/RH")

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