Ernährung:Pausen-Pommes machen nicht dick

Fast Food an Schulen bedroht Experten zufolge die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Eine US-Studie zeigt allerdings, dass der Anteil dicker Kinder dort nicht größer ist als an Einrichtungen ohne entsprechende Angebote.

Werner Bartens

Die Verlockung durch Süßigkeiten, Softdrinks und Hamburger ist groß, besonders für Kinder und Jugendliche. Auf ihr Gewicht hat es offenbar trotzdem keinen Einfluss, wenn in ihrer Schule Fast Food angeboten wird.

Schoolchildren Still Lured To Traditional Unhealthy Diet Options

Ein Angebot von Fast Food an Schulen hat offenbar keinen Einfluss auf das Gewicht von Kindern und Jugendlichen.

(Foto: Getty Images)

Auch in jenen Schulen, in denen die schnell verfügbaren Lebensmittel zu kaufen waren, stieg der Anteil der Übergewichtigen nicht an. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt die amerikanische Soziologin und Demographin Jennifer Van Hook im Fachblatt Sociology of Education vom heutigen Mittwoch (Bd. 85, S. 23, 2012).

Ihr Forschungsteam von der Pennsylvania State University hatte 20.000 repräsentativ ausgewählte Schüler in den USA vom Ende der Kindergartenzeit bis in die achte Klasse begleitet. In der fünften Klasse hatten 59 Prozent der Kinder in der Schule Zugang zu Fast Food; in der achten Klasse waren es bereits 86 Prozent.

Doch obwohl die Versuchung in den drei Schuljahren deutlich wuchs, wurden die Kinder nicht dicker. Im Gegenteil, der Anteil der übergewichtigen Schüler sank von 39,1 auf 35,4 Prozent. "Es wird viel Aufhebens darum gemacht, wie Schulen sich bereichern, indem sie Fast Food verkaufen, und wie wichtig ihre Rolle im Kampf gegen Übergewicht ist", sagt Van Hook. "Deswegen haben wir erwartet, dass der Anteil der Übergewichtigen von der fünften bis zur achten Klasse ansteigt."

Van Hook empfiehlt, dass Strategien gegen Übergewicht bei Kindern stärker auf die familiäre Umgebung und das sonstige Umfeld konzentriert werden. "Die Schule stellt nur einen kleinen Ausschnitt der Lebensmittelangebote für Kinder dar", sagt die Forscherin. "Kinder sind in der Schule sehr beschäftigt, müssen den Raum wechseln und können nur zu bestimmten Zeiten essen. Sie haben gar nicht viele Möglichkeiten, in der Schule endlos zu futtern."

Ob in der Schule Junkfood angeboten werde, spiele daher keine große Rolle. Wichtiger sei es vielmehr, sich auf die frühe Entwicklung zu konzentrieren. "Viele Studien belegen, dass das Ernährungsverhalten in der Vorschulzeit geprägt wird - die mittlere Schulzeit ist dafür gar nicht so wichtig", sagt Van Hook.

Neue Daten aus den USA zeigen, dass dort zwar immer noch viele Menschen sehr dick sind, ihr Anteil aber nicht weiter steigt. Im Journal of the American Medical Association (online) vom heutigen Mittwoch berichten Katherine Flegal und Cynthia Ogden von den Nationalen Gesundheitsinstituten, dass der Anteil der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen bei 31,8 Prozent liegt, davon gelten 16,9 Prozent als fettleibig. Unter den Erwachsenen sind demnach 68,8 Prozent übergewichtig, davon 35,7 Prozent fettleibig. "Der Anteil der Übergewichtigen hat sich in den vergangenen zwölf Jahren kaum verändert", schreiben die Autorinnen. "Seit dem starken Anstieg in den 1980er und 1990er Jahren gab es Prognosen, dass 2030 bis zu 30 Prozent der Kinder fettleibig wären. Der Anteil verharrt aber recht konstant bei ungefähr 17 Prozent."

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