Ebola:WHO meldet 4033 Todesfälle

Ebola in Liberia

Liberia ist besonders schwer von Ebola betroffen: Helfer bergen einen Toten.

(Foto: dpa)
  • Die Ebola-Epidemie breitet sich aus: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) registriert mehr als 4000 Tote, die meisten davon in Liberia. Die EU erwägt einem Zeitungsbericht zufolge einen Militäreinsatz in Westafrika, um die Krankheit zu bekämpfen.
  • Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sieht derzeit keine Gefahr für Deutschland. Hier wird es vorerst keine verstärkten Kontrollen an Flughäfen geben. Großbritannien übt hingegen schon für den Ernstfall.
  • In mehreren Ländern werden Menschen vorsichtshalber unter Quarantäne gestellt.

Ebola-Epidemie breitet sich aus

Seit Jahresbeginn sind in Westafrika mehr als 4000 Menschen an Ebola gestorben. Bis zum 8. Oktober hätten sich 8399 Menschen in sieben Ländern infiziert, von denen 4033 gestorben seien, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Mehr als jeder zweite Todesfall wurde laut WHO im besonders schwer betroffenen Liberia registriert. Die anderen beiden Seuchenschwerpunkte sind das Nachbarland Sierra Leone sowie Guinea. 233 Todesfälle in diesen drei Ländern entfielen auf medizinisches Pflegepersonal. Vereinzelte Todesfälle gab es auch in Nigeria, Spanien und in den USA. In Liberia wurde Journalisten der Zugang zu Ebola-Behandlungszentren untersagt, die über Streiks von Medizinern berichten wollten.

Die US-Gesundheitsbehörde CDC warnte, die Zahl der Ebola-Fälle könne bis Januar 1,4 Millionen erreichen, sollten keine verstärkten Maßnahmen getroffen werden. Die Vereinten Nationen erklärten, bislang habe die internationale Gemeinschaft erst rund ein Viertel der benötigten Hilfen von einer Milliarde Dollar (780 Millionen Euro) bereitgestellt. Weltbank-Chef Jim Yong Kim regte einen globalen Nothilfefonds zur Bekämpfung von Epidemien an. Auch die EU will offenbar mehr helfen. Nach Informationen der Zeitung Die Welt erwägt sie eine Militäroperation in den Ebola-Gebieten Westafrikas. Dabei sollten europäische Soldaten Krankenstationen aufbauen und anschließend militärisch sichern.

Gesundheitsminister Gröhe sieht keine Gefahr für Deutschland

Trotz der zunehmenden Zahl von Ebola-Fällen auch außerhalb Afrikas sieht Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) derzeit keine Gefahr für Deutschland. "Unser Gesundheitssystem ist sehr gut aufgestellt, deshalb muss sich niemand in Deutschland Sorgen machen", sagte er der Rheinischen Post. Die Notfallpläne für den Umgang mit Erkrankten würden regelmäßig geübt. Zudem verfüge Deutschland über "hervorragend ausgestattete Behandlungszentren", die auf den Umgang mit hoch ansteckenden Krankheiten spezialisiert seien. Gröhe lobte zugleich die Umsichtigkeit der Länder, die in Deutschland für den Infektionsschutz zuständig sind. Sie hätten bei allen bisherigen Verdachtsfällen "professionell gehandelt" und "jede denkbare Ansteckung durch eine rechtzeitige Isolierung" verhindert.

Andere Länder hingegen verstärkten ihre Vorsichtsmaßnahmen. Die kanadische Regierung rief ihre Staatsbürger auf, die betroffenen westafrikanischen Länder zu verlassen. An den eigenen Grenzen wurden zudem Maßnahmen zur Kontrolle von Reisenden getroffen. Auch die USA verstärkten die Kontrollen an Flughäfen. An deutschen Airports soll es nach Angaben des Flughafenverbandes ADV zunächst kein sogenanntes Thermoscreening geben. Der Aufwand sei sehr hoch, zugleich sei der Nutzen zweifelhaft, teilte der Verband mit. Aufgrund der Inkubationszeit von 21 Tagen sei die Chance, einen an Ebola erkrankten Passagier zu entdecken, äußerst gering. Gleichwohl seien die deutschen Flughäfen auf Ebola-Verdachtsfälle gut vorbereitet.

Großbritannien simuliert landesweiten Ebola-Ausbruch

In Großbritannien wird am Samstag landesweit ein Ausbruch der Krankheit Ebola simuliert. Auf diese Weise soll getestet werden, ob das Gesundheitssystem einer solchen Situation Herr werden kann. "Es ist entscheidend, dass wir unsere Antworten auf einen möglichen Ausbruch an einer möglichst realen Situation testen", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. An der Übung sollen neben Ärzten, Rettungskräften und Krankenhauspersonal auch Schauspieler beteiligt sein, die Kranke spielen werden. Auch Politiker wollen sich an der achtstündigen Aktion beteiligen. Gesundheitsminister Jeremy Hunt wird eine simulierte Sitzung des britischen Sicherheitskabinetts leiten. Premierminister David Cameron hatte die Übung angeordnet.

Der Regierungschef war unter Druck geraten, weil die Entscheidung, an den Flughäfen Gatwick und Heathrow sowie am Eurostar-Zugterminal in London Ebola-Befragungen einzuführen, auf heftige Kritik stieß. Die Flughäfen erklärten, sie hätten keinerlei Instruktionen bekommen. Gesundheitsexperten betonten, die Kontrollen seien "völlige Zeitverschwendung".

Weitere Verdachtsfälle in Europa und Amerika

In Spanien hatte sich mit der Krankenpflegerin Teresa Romero erstmals ein Mensch in Europa mit dem Ebolavirus infiziert. Sie arbeitete in der Klinik Carlos III. in Madrid, in der zwei spanische Missionare nach ihrer Rückkehr aus Westafrika an Ebola starben. Am Freitag wurden drei weitere Menschen in die Klinik gebracht, die Kontakt zu der Pflegerin gehabt haben könnten. Damit stehen nun insgesamt 17 Menschen in dem Krankenhaus unter Quarantäne. Romero kämpfte am Samstag weiter um ihr Leben.

Auch in Brasilien wurde am Freitag ein Mann aus Guinea unter Quarantäne gestellt. Die Gesundheitsbehörden betonten, es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Der Mann habe zwar Fieber gehabt, dieses sei aber wieder gesunken. Auch Kolumbien teilte mit, drei Rückkehrer aus Afrika zunächst isoliert zu haben. Bei zwei von ihnen habe sich der Ebola-Verdacht nicht bestätigt, der dritte stehe weiter unter Beobachtung. In Madezonien wurden mehrere Menschen unter Quarantäne gestellt, die Kontakt zu einem möglicherweise an Ebola verstorbenen Briten hatten. In Paris konnte ein Ebola-Verdacht bei einer Frau am Freitag ausgeräumt werden, die zuvor in eine Klinik gebracht worden war.

In den USA haben die Behörden amFreitag ein Verkehrsflugzeug wegen Ebola-Verdachts auf dem Rollfeld gestoppt. Die Maschine sei auf dem internationalen Flughafen McCarran in Las Vegas unter Quarantäne gestellt worden, weil zwei Personen möglicherweise Symptome der Krankheit gezeigt hätten, sagte eine Sprecherin des örtlichen Krankenhauses. Sie sollen im University Medical Center untersucht werden.

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