Ebola-Hilfe in Westafrika:Perfekte Pfleger

An Ethiopian health worker has her temperature taken upon arrival at Roberts airport outside Monrovia

Eine Helferin aus Äthiopien wird bei der Anreise in Liberia untersucht.

(Foto: REUTERS)
  • Hilfsorganisationen wollen geheilte Ebola-Patienten schulen, um als Helfer in den Seuchengebieten eingesetzt zu werden.
  • Nach aktuellem Forschungsstand sind sie nach Überstehen der Krankheit gegen den Erreger immun.
  • Dennoch raten Experten auch ihnen, nicht auf Schutzkleidung zu verzichten.

Von Hanno Charisius

Mindestens 5000 Helfer werden in den kommenden Monaten in den vom Ebola-Virus betroffenen Ländern Westafrikas benötigt, schätzen die Vereinten Nationen - weit mehr als momentan zur Verfügung stehen. Ein Trainingsprogramm für Überlebende des Ebola-Fiebers soll dieses Problem nun lösen. Wer die Infektion überstanden hat, ist nach heutigem Wissen immun gegen den Erreger.

In einem Kommentar im Fachblatt Nature (Bd. 516, S. 323, 2014) forderten am Mittwoch Mediziner, die Weltgesundheitsorganisation WHO solle dieses Potenzial nutzen. Die Autoren um den Epidemiologen und Experten für Gesundheitskatastrophen Joshua Epstein von der Johns-Hopkins-Universität schätzen, dass bereits im Januar mehrere Tausend immunisierte Menschen als Helfer eingesetzt werden könnten.

Freiwillige werden nicht nur für die Pflege der Kranken benötigt. Verstorbene müssen bestattet und Personen, die Kontakt zu Ebola-Opfern hatten, aufgespürt werden. Nach kurzem Anlernen könnten immune Helfer auch Patienten beim Essen, Trinken oder Duschen helfen. Andere könnten Kinder während der dreiwöchigen Phase nach einem Kontakt mit Infizierten betreuen, bis sicher ist, dass sich die Kleinen nicht angesteckt haben. Es werden zudem Leute gebraucht, die den verseuchten Müll in Kliniken entsorgen und Räume desinfizieren.

Forscher gehen von einem Null-Risiko für Geheilte aus

Die UN und die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen setzen bereits vereinzelt ehemalige Ebola-Patienten als Helfer in Sierra Leone, Guinea und Liberia ein. Epstein und Kollegen glauben jedoch, dass die Schulung der Helfer und deren Zuweisung zentral und in großem Stil organisiert werden sollte. Wichtige Voraussetzung wäre allerdings, dass gleichzeitig die Bevölkerung darüber aufgeklärt wird, dass von den Überlebenden keine Gefahr ausgeht. Die Ärzte ohne Grenzen haben bereits angefangen, den ehemaligen Patienten "Genesungs-Zertifikate" auszustellen, die solche Ängste mindern sollen.

Bislang gibt es keinen einzigen Bericht über einen ehemaligen Ebola-Patienten, bei dem die Krankheit ein zweites Mal ausgebrochen wäre. Im Labor wurde zudem mehrfach gezeigt, dass Tiere, die eine Ebola-Infektion überstanden haben, nicht noch einmal an demselben Erreger erkranken können.

Die meisten Forscher gehen aus diesen Gründen von einem "Null-Risiko" für die Geheilten aus, wie Stephan Günther sagt. Der Virologe vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg betont jedoch, dass auch immune Helfer nicht auf Schutzkleidung verzichten dürfen. Zum einen, um die Gefahr einer Verschleppung der Viren auszuschließen. Zum anderen könnte es Verwirrung stiften, wenn in einer Klinik Menschen mit unterschiedlichen Schutzstufen herumlaufen. "Man braucht ein System für alle, alles andere ist zu kompliziert." Es wäre zudem leichtfertig, auf Schutz zu verzichten.

Auch Geheilte sollten mit Schutzkleidung arbeiten

Bereits mehrfach hat das Virus gezeigt, wie unberechenbar es ist. Zum Beispiel bei der Inkubationszeit: Die meisten Infizierten erkranken innerhalb von 21 Tagen. Es gibt aber auch Fälle in denen es wesentlich länger gedauert hat.

Solange noch nicht zweifelsfrei feststeht, wie gut die Überlebenden vor einer erneuten Infektion geschützt sind, sollten sie deshalb mit normaler Schutzkleidung arbeiten, mahnen auch Epstein und seine Kollegen - oder nur Aufgaben übernehmen, bei denen kein hundertprozentiger Schutz notwendig ist.

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