Sars-Chronik:Als der Tod um die Welt flog

Es war die erste Seuche des neuen Jahrtausends und sie legte ein atemberaubendes Tempo vor: Binnen weniger Monate erkrankten 8000 Menschen auf sechs Kontinenten an Sars. Und heute?

Berit Uhlmann

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(Foto: AFP)

Vor zehn Jahren gab es die ersten Fälle einer Krankheit, die später Sars genannt wurde. Eine Chronik der Ereignisse. Mitte November 2002: In der südchinesischen Provinz Guangdong erkranken erste Menschen an Fieber und einer rätselhaften Lungenentzündung. Ausgangspunkt der Krankheit soll ein Fleischmarkt gewesen sein - ähnlich dem, der auf dem Foto zu sehen ist. Dort sollen ...

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(Foto: DPA/DPAWEB)

... Larvenroller (Foto) den Erreger auf Menschen übertragen haben. Die Schleichkatzen gelten in China als Delikatesse. Die Tiere wiederrum hatten sich von Fledermäusen mit dem Virus angesteckt.

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(Foto: DPA-SZ)

21. Februar 2003: Dies ist der entscheidende Tag für die Seuche. Sie findet einen sogenannten Superverbreiter: einen chinesischen Arzt, der in einem Hotel in Hongkong eincheckt. Kaum angekommen, fühlt er sich elend, legt sich ins Bett und begibt sich am nächsten Morgen in ein Krankenhaus. Auf seinen wenigen Gängen durch das Hotelgebäude steckt er mindestens 16 weitere Gäste an. Sie verbreiten die zunächst unbekannte Krankheit nicht nur im dichtbesiedelten Hongkong, sondern schleppen sie innerhalb von nur zwölf Stunden nach Vietnam, Singapur und Kanada ein. Auf dem Foto ist eine Wohnanlage in Hongkong zu sehen, die komplett unter Quarantäne gestellt wurde.

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(Foto: DPA-SZ)

Ab 26. Februar 2003: Vietnamesische Behörden melden die ersten Fälle der unbekannten Atemwegsinfektion an die WHO.

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(Foto: AP)

Anfang März 2003: In Vietnam sind mindestens 195 Menschen erkrankt. Die WHO schickt den Arzt Carlo Urbani (Foto) nach Hanoi. Er isoliert den Erreger und leitet Maßnahmen ein, die zur raschen Eindämmung der Krankheit in Vietnam führen. Urbani allerdings kostet sein Einsatz das Leben. Der Mediziner stirbt an der Atemwegserkankung.

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(Foto: REUTERS)

12. März 2003: Die WHO warnt die Welt vor dem Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom - abgekürzt Sars, einer "untypische Lungenentzündung unbekannter Herkunft". In vielen asiatischen Ländern herrscht Angst.

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(Foto: N/A)

15. März 2003: Deutschland gerät in Sars-Panik. Am Frankfurter Flughafen landet ein erkrankter Arzt auf dem Weg in seine Heimat Singapur zwischen. Der Arzt selbst hatte vermutet, dass er sich mit der neuen Krankheit angesteckt haben könnte und die Behörden informiert. Am Flughafen wird er von einem großen Aufgebot von Sicherheitskräften empfangen, sofort isoliert und in eine Klinik gebracht. (Foto). Dort stellt man fest, dass er tatsächlich an der neuen Erkrankung leidet. Der Mann erholt sich wieder.

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(Foto: cdc)

24/25. März 2003: US-Wissenschaftler und das Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg entdecken ein neuartiges Coronavirus als Sars-Erreger. Dies war eine Überraschung, denn bislang hatte man ein Influenza-Virus als Verursacher der Epidemie vermutet. Coronaviren dagegen galten bis zum Ausbruch von Sars als harmlos für den Menschen, waren sie doch bis dahin nur als Verursacher banaler Erkältungskrankheiten bekannt. Unerwartet war auch der Übertragungsweg. Denn Fledermäuse waren bisher kaum als Überträger von Krankheiten im Visier von Seuchenforschern gewesen.

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(Foto: REUTERS)

8. Mai 2003: 7000 Menschen sind weltweit an Sars erkrankt. In dieser Zeit kommen täglich 200 Kranke hinzu. Menschen weltweit sind in Angst.

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(Foto: DPA-SZ)

Sommer 2003: Die Epidemie ebbt wieder ab. Schutzmaßnahmen wie die Quarantäne oder Kontrollen von Flugpassagieren - wie auf dem Foto zu sehen - tragen dazu bei, dass sich der Erreger nicht weiter verbreiten kann. Außerdem scheint die Welt einfach Glück gehabt zu haben. Das Virus schwächte sich offenbar auf seinem Weg um den Planeten ab.

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(Foto: DPA-SZ)

Die Bilanz: Mehr als 8000 Menschen erkrankten in rund 30 Ländern und auf sechs Kontinenten. Etwa jeder Zehnte starb an der Krankheit. Die Schäden lagen nach Schätzungen der Weltbank bei 40 bis 50 Milliarden Euro.

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(Foto: DPA-SZ)

Heute: Das Sars-Virus (auf dem Foto sind infizierte Zellen zu sehen) ist bis heute nie wieder aufgetaucht. "Es kann sein, dass es das gar nicht mehr gibt", sagt sein Entdecker Christian Drosten. Allerdings wurden im September 2012 zwei Infektionen mit einem neuen Coronavirus bekannt. Ein 60-Jähriger aus Saudi-Arabien starb im Juni, ein 49-Jähriger aus Katar infizierte sich Anfang September. Wie gefährlich das Virus ist, können Wissenschaftler noch nicht sagen.

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(Foto: AFP)

In Zukunft: Für Seuchenforscher ist sicher, dass es in Zukunft weitere Epidemien und neue Erreger geben wird. Im Schnitt wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten jedes Jahr ein neuartiger Erreger entdeckt. Die Globalisierung trägt dazu bei, dass sie sich immer rascher verbreiten können. Wie schnell das gehen kann, hatte Sars gezeigt. Mehr über die Bedingungen, die die Entstehung von Seuchen begünstigen, lesen Sie hier.

© sueddeutsche.de/Mit Material von dpa/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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