Cannabis:Kiffen auf Kosten der Intelligenz

Wer als Jugendlicher viel kifft, gefährdet nicht nur seine Intelligenz. Der Drogenkonsum beeinträchtigt auch das Gedächtnis und vermindert die Konzentrationsfähigkeit. Das zeigt eine Langzeitstudie von US-Wissenschaftlern.

Sebastian Herrmann

Cannabiskonsum in jungen Jahren beeinträchtigt das Gedächtnis, vermindert die Konzentrationsfähigkeit und senkt den Intelligenzquotienten. Das berichten Wissenschaftler um Madeline Meier von der Duke University im Fachblatt PNAS (online). Das Team analysierte Daten von 1037 Neuseeländern aus der Stadt Dunedin, die in den Jahren 1972/73 geboren wurden und seither regelmäßig für eine Studie befragt und untersucht werden.

Ein Kifferin in Belgien zieht an ihrem Joint Urugay Marihuana

Eine Studie belegt: Jugendliche Kiffer haben später einen niedrigeren Intelligenzquotienten.

(Foto: REUTERS)

Fünf Prozent aus dieser Stichprobe rauchten bereits vor dem Alter von 18 Jahren so regelmäßig Marihuana oder Haschisch, dass die Wissenschaftler von Abhängigkeit sprechen. Bei Tests im Alter von 38 Jahren zeigten diese Probanden deutliche negative Auswirkungen des starken Cannabisgebrauchs. Marihuana ist nicht harmlos, ganz besonders für Jugendliche", sagt Meier.

Die Kiffer in der Stichprobe, die schon vor ihrer Volljährigkeit regelmäßig Gras rauchten, hatten mit 38 Jahren im Vergleich zu ihrem Ergebnis im Alter von 13 Jahren im Schnitt einen um acht Punkte reduzierten Intelligenzquotienten.

Die Wissenschaftler konnten ausschließen, dass dieser Effekt durch Alkoholmissbrauch, andere Drogen oder eine schlechte Ausbildung zustande gekommen war. Offenbar beeinträchtigt Cannabis die Entwicklung des Hirns, schreiben die Autoren. Denn Probanden, die erst als Erwachsene anfingen, über lange Zeit regelmäßig Gras zu rauchen, schnitten in den Tests wesentlich besser ab.

Laurence Steinberg von der Temple University lobt die Arbeit, da diese als erste Studie klar zwischen den kognitiven Problemen unterscheide, die eine Person vor und nach dem Beginn einer Kifferkarriere erlebe. In Tierversuchen habe man bereits ähnliche Ergebnisse gefunden, habe diese aber nicht auf Menschen übertragen können, kommentiert der Psychologe, der nicht an der aktuellen Studie beteiligt war.

Egal ob Nikotin, Alkohol, Kokain oder andere Drogen: Wurden Tiere diesen Substanzen ausgesetzt, bevor ihre Gehirne voll entwickelt waren, zeigten sie stärkeres Suchtverhalten und offenbarten langfristige neuronale Veränderungen. Offenbar gelte das auch für Menschen.

Meier hat noch eine schlechte Nachricht für junge Kiffer: Selbst wenn sie irgendwann damit aufhörten, Joints zu rauchen, erholten sich ihre kognitiven Leistungen nicht mehr.

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