Brenda Fitzgerald:Sie sollte für Gesundheit sorgen und kaufte Tabak-Aktien

Nathan Deal, Brenda Fitzgerald

Brenda Fitzgerald (auf dem Archivfoto mit Gouverneur Nathan Deal aus Georgia) ist zurückgetreten.

(Foto: AP)
  • Die Chefin der wichtigsten US-Gesundheitsbehörde CDC, Brenda Fitzgerald, hat ihren Posten wegen Interessenkonflikten geräumt.
  • Die Personalie kommt zur Unzeit: Die USA kämpfen mit einer heftigen Grippewelle, der Opioidkrise und Budgetkürzungen im Gesundheitssektor.

Von Berit Uhlmann

Die Reaktion der einflussreichen US-Gesundheitsbehörde CDC kam erstaunlich schnell. Am Mittwoch trat Direktorin Brenda Fitzgerald zurück - nur wenige Stunden nachdem Berichte über deren dubiose Aktiengeschäfte aufgetaucht waren. Selbst die Mitarbeiter der Behörde, so berichten es US-Medien, waren von dem schnellen Abgang überrascht, den das Gesundheitsministerium mit "gewissen komplexen finanziellen Interessen" begründete.

Zuvor hatte das Magazin Politico berichtet, Fitzgerald habe noch nach ihrem Amtsantritt bei den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Aktien von Pharmafirmen sowie von Japan Tobacco, einem der größten Zigarettenhersteller der Welt, erworben. Diese Investments bedeuten nicht nur einen Interessenkonflikt, sondern sind auch von beispielloser Absurdität: Eine der obersten Wächterinnen der Gesundheit verdient an Big Tobacco?

Allerdings sind die Vorgänge im Detail noch nicht aufgeklärt. Fitzgeralds Vorgänger Tom Frieden erklärte im Kurznachrichtendienst Twitter, dass seiner Nachfolgerin offenbar nicht bewusst war, dass ihre Geldanlagen Aktien des Tabak-Riesen enthielten. Mehrere US-Medien berichteten jedoch, dass das Investment in Japan Tobacco kein Einzelfall war. Fitzgerald soll bereits in der Vergangenheit Papiere mehrerer verschiedener Tabakfirmen erworben haben. Vor ihrem CDC-Chefposten leitete sie das Department of Public Health im Bundesstaat Georgia.

Bereits vor Kurzem gerieten die CDC in Misskredit, weil sie ihren Mitarbeitern bestimmte Wörter - darunter "wissenschaftsbasiert" - verboten haben sollen. Das alles bedeutet mehr als eine weitere Posse aus dem Trump-Amerika. Die in Atlanta beheimateten Centers for Disease Control and Prevention sind die wichtigste Gesundheitsinstitution der USA. Das Land kämpft gerade mit einer schweren Grippewelle, mit der vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Opioidkrise sowie drastischen Geldkürzungen im Gesundheitssektor.

Darüber hinaus spielt die Behörde eine herausragende Rolle auf globaler Ebene. Mitarbeiter des etwa 12 000 Personen umfassenden Stabs sind in 120 Ländern eingesetzt. Antoine Flahaut, Direktor des Institute of Global Health an der Universität Genf, warnte daher auf Twitter: "Die CDC haben große Erfahrung in der Bekämpfung weltweiter Gesundheitsprobleme, insbesondere in der Seuchenkontrolle." Jede Verzögerung bei der Besetzung ihrer Leitung setzten sowohl die USA als auch die Welt weiteren Gesundheitsrisiken aus.

Derzeit hat CDC- Mitarbeiterin Anne Schuchat die kommissarische Leitung der Behörde übernommen. Wer das Haus langfristig führen soll, muss Gesundheitsminister Alex Azar entscheiden. Ganz leicht dürfte das nicht werden: Azar ist erst seit einer Woche im Amt, nachdem sein Vorgänger Tom Price zurücktreten musste. Er hatte auf Regierungskosten teure Reisen unternommen.

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