Alltagsphänomene:Warum der Finger knackt

Fingerknacken

Klingt nicht unbedingt schön, beschäftigt Forscher aber schon seit Jahrzehnten: Fingerknacken.

(Foto: dpa)
  • Forscher versuchen seit Jahrzehnten, die Ursache des Fingerknackens herauszufinden.
  • Nun untermauert eine mathematische Analyse die These, dass kleine Bläschen in den Gelenken verantwortlich sind.

Von Jing Wu

Es gibt dieses eine Geräusch, das beim Überdehnen der Finger entsteht und die Menschen in zwei Lager spaltet: Die einen entspannen sich durch das Fingerknacken, andere bekommen schon beim Gedanken daran eine Gänsehaut. Wissenschaftler versuchen seit Jahrzehnten, die Ursache des Geräuschs herauszufinden, stellten verschiedene Theorien auf und verwarfen diese alle paar Jahre. Nun scheint es, als hätten Forscher um Chandran Suja von der Stanford Universität und Abdul Barakat von der École Polytechnique in Frankreich eine umfassende Antwort gefunden.

Die Wissenschaftler stellten in ihrer im Fachjournal Scientific Reports veröffentlichten Studie eine mathematische Analyse vor, welche die Theorie stützt, dass das Zerplatzen von kleinen Gasbläschen das typische Geräusch verursacht. In der Flüssigkeit, die im Spalt zwischen den Gelenkknochen vorhanden ist, befindet sich gelöstes Gas. Wenn man die Fingerknochen auseinanderzieht, bildet sich im Gelenkspalt ein Unterdruck. Die Folge: Gasbläschen perlen aus. Später führen Druckschwankungen wiederum dazu, dass diese Bläschen zerplatzen.

Das Phänomen Fingerknacken beschäftigt Forscher auf der ganzen Welt seit dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. So fanden sie unter anderem heraus, dass nicht alle Fingergrundgelenke knacken können und einmal geknackte Finger etwa zwanzig Minuten ruhen müssen, bis sie erneut das typische Geräusch verursachen können. Nur auf die Ursache konnten sich die Wissenschaftler bislang nicht einigen.

Einige Forscher stellten die These auf, dass das Geräusch durch das Zurückschnellen von Bändern entsteht, andere waren überzeugt, dass Vibrationen im Gewebe der Grund für das Knacken seien. 1947 wurden zum ersten Mal Gasbläschen für das Geräusch verantwortlich gemacht, wobei die Autoren der damaligen Studie überzeugt waren, dass die Bildung der Bläschen das Geräusch erzeugen würde. 1971 postulierten andere Wissenschaftler das Zerplatzen der Bläschen als wahren Grund. Erst 2015 legten Forscher der University of Alberta in Kanada erneut Einspruch ein. Sie machten MRT-Aufnahmen vom knackenden Finger und veröffentlichten das Ergebnis im Fachmagazin Plos One: Es sei doch die Bildung der Blasen, auf die das Knacken zurückzuführen sei.

Das Problem an bildgebenden Verfahren sei jedoch deren limitierte zeitliche Auflösung, erläutern nun die Autoren der aktuellen Studie. Selbst hochauflösende MRT-Geräte könnten nur bis zu 100 Bilder pro Sekunde machen. Um die schnelle Dynamik des Fingerknackens festzuhalten, seien jedoch mindestens 1200 Bildern pro Sekunde erforderlich.

Suja und Barakat berechneten mathematisch die verschiedenen Drücke, die sich im Gelenkspalt beim Auseinanderziehen der Finger bilden. Sie stützen nun die These der Kollegen aus dem Jahr 1971: Das Knacken entstehedurch vollständig oder teilweise zusammenbrechende Bläschen und könne bis zu 83 Dezibel laut werden. Das Rätsel scheint geknackt zu sein - zumindest bis zur nächsten Kehrtwende. Unklar bleibt allerdings weiterhin, ob das Fingerknacken schädlich für die Gesundheit ist.

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