WHO-Bericht 2012:Kampf gegen die Malaria leidet unter Geldmangel

Mit dem Moskitonetz gegen die Malaria

Zwei pakistanische Arbeiter schützen sich mit einem Moskitonetz vor der Infektion mit Malaria. Die Länder, die von der Infektionskrankheit betroffen sind, benötigen deutlich mehr solche Netze als zurzeit verfügbar sind.

(Foto: AP)

Jede Minute stirbt allein in Afrika ein Kind an Malaria. Weltweit fallen der Infektionskrankheit jährlich noch immer 600.000 Menschen zum Opfer. Nun klagt die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass sich deutlich mehr tun ließe gegen die Krankheit - doch es feht das Geld.

Der Kampf gegen die Malaria ist ins Stocken geraten: Etwa jede Minute stirbt ein Kind in Afrika an der Malaria. Weltweit sind es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich noch weit mehr als 600.000 Menschen, die der Infektionskrankheit zum Opfer fallen - zumeist Mädchen und Jungen unter fünf Jahren.

Diese Zahlen, die aus dem jetzt veröffentlichten Welt-Malaria-Bericht 2012 der WHO hervorgehen, zeigen, dass die Welt vom Millennium-Entwicklungsziel der Vereinten Nationen noch weit entfernt ist: Bis 2015 sollte die Ausbreitung der Malaria zum Stillstand gebracht werden, um sie dann immer weiter zurückzudrängen. Das wird nicht mehr gelingen.

Es klingt zwar großartig, wenn die WHO berichtet, dass etwa 50 Länder auf einem guten Weg sind, die Neuinfektionen um 75 Prozent zu reduzieren. Doch es handelt sich um jene Staaten, in denen lediglich drei Prozent der weltweiten Malaria-Fälle auftreten. Benötigt würden jedoch Fortschritte in der Gruppe der 14 Länder, in denen etwa 80 Prozent der Malaria-Todesfälle verzeichnet werden.

Die am heftigsten betroffenen Länder Afrikas sind laut WHO Nigeria und die Demokratische Republik Kongo. In Asien wütet die Krankheit am schlimmsten in Indien.

Die vor allem in tropischen Klimazonen von Mücken übertragene Krankheit sei eine Tragödie, die allerdings mit genügend Geld überwunden werden könnte, erklärte WHO-Direktorin Margaret Chan zur Veröffentlichung des Berichts.

Im Jahr 2000 hätten für den Kampf gegen die Tropenkrankheit weltweit nicht einmal 100 Millionen Dollar zur Verfügung gestanden. Dank einer erheblichen Aufstockung der Finanzmittel im zurückliegenden Jahrzehnt etwa konnten der WHO zufolge 1,1 Millionen Menschen vor dem Tod durch Malaria bewahrt werden. Doch im Durchschnitt der letzten Jahre verzeichnen die Experten praktisch eine Stagnation auf einem zwar hohen, aber aus ihrer Sicht bei weitem nicht ausreichenden Niveau. Es gelte, den Aufschwung der Jahre nach 2000 fortzusetzen.

"Viele Länder haben die Finanzierung der Malaria-Bekämpfung aus eigenen Mitteln erhöht, dennoch stagnierten 2011 die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel bei 2,3 Milliarden Dollar - weniger als die Hälfte dessen, was gebraucht wird", erklärte die WHO. Bis 2020 müssten jährlich 5,1 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) ausgegeben werden, um Vorbeugung sowie Behandlung für alle Menschen in den rund 100 von der Malaria heimgesuchten Ländern zu ermöglichen.

"Wir müssen das maximal Mögliche tun, um einen Wiederanstieg (der Infektionen) zu verhindern", forderte Ellen Johnson Sirleaf, die Präsidentin des westafrikanischen Landes Liberia und Vorsitzende der African Leaders Malaria Alliance.

Die WHO klagt unter anderem, dass die Zahl der Moskitonetze, die den am schwersten unter der Malaria leidenden Ländern Afrikas zur Verfügung gestellt wurden, von 145 Millionen Stück im Jahr 2010 auf 66 Millionen im Jahr 2012 gesunken sei. Viele Familien könnten verschlissene Netze nicht ersetzen, so dass "mehr Menschen der potenziell tödlichen Krankheit ausgesetzt sind".

Deutschland beteiligt sich am Kampf gegen die Malaria insbesondere über die Finanzierung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM). Die Organisation erhält seit einigen Jahren jährlich 200 Millionen Euro. Die Zahlung war allerdings vorübergehend gestoppt worden, als Korruptionsfälle bekannt geworden waren. Ende November hat Dirk Niebel (FDP), Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Fonds für den Zeitraum 2012 bis 2016 allerdings insgesamt eine Milliarde Euro in Aussicht gestellt.

Ein großes Problem seien zunehmende Resistenzen der Krankheitserreger gegen Malaria-Medikamente sowie der Anopheles-Mücken gegen Insektizide, wie Chan erklärte. Wissenschaftler befürchten etwa, dass sich in Kambodscha und Thailand Resistenzen gegen einen der wichtigsten Wirkstoffe gegen Malaria entwickeln: Artemisinin. Größere Anstrengungen zur Lösung dieses Problems seien nötig, "um in Zukunft ein medizinisches Desaster zu vermeiden".

Anfang des Jahres hatten US-Wissenschaftler eigene Daten zu Malaria-Opfern im Jahre 2010 veröffentlicht, die deutlich höher liegen als die Zahlen der WHO. So hatte die Organisation 655.000 Todesfälle gezählt, Forscher um Christopher Murray von der University of Washington in Seattle dagegen gingen sogar von 1,2 Millionen Toten aus.

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