Übergewicht:Wie Kinder dick werden

Ein guter Teil der pummeligen Kinder und Jugendlichen isst nicht mehr als ihre schlanken Altersgenossen. Mediziner haben einmal mehr gezeigt, dass die Entstehung von Übergewicht komplexer ist als gemeinhin angenommen.

Zu den Vorurteilen über dicke Menschen zählt, dass sie mehr essen als schlanke Zeitgenossen. Dass dem nicht immer so ist, belegt erneut eine Studie aus den USA. Dort untersuchten Kinderärzte der University of North Carolina das Essverhalten von fast 20.000 Kindern und Jugendlichen. Dabei fanden sie heraus, dass übergewichtige Kinder bis zum Alter von neun Jahren tatsächlich mehr Kalorien zu sich nahmen als schlanke Gleichaltrige. Zwischen neun und 17 Jahren aßen dicke Kinder dagegen weniger als schlanke, wie die Ärzte im Fachblatt Pediatrics berichten.

"Übergewichtige tendieren dazu, übergewichtig zu bleiben", erklärt Studienleiterin Asheley Cockrell Skinner das Phänomen. "Für viele Kinder beginnt Übergewicht, indem sie in früher Kindheit mehr essen. Aber wenn sie älter werden, bleiben sie dick, obwohl sie inzwischen weniger essen als ihre gesunden Altersgenossen." Dazu trage wahrscheinlich bei, dass Übergewichtige oft weniger aktiv sind als Schlanke.

Auch andere Forscher haben bereits gezeigt, dass Übergewicht nicht einfach das Ergebnis von großer Nahrungszufuhr ist. "Der Körper ist komplex", sagt Skinner - auch darin, wie er auf die konsumierte Nahrungsmenge reagiert. Die Ergebnisse hätten erheblichen Einfluss darauf, wie Übergewicht zu begegnen sei, meint sie. So könne der Fokus in der Kindheit tatsächlich darauf liegen, zu weniger und gesünderem Essen anzuhalten. Später aber sollte die Steigerung der Aktivität im Vordergrund stehen.

© SZ vom 10.09.2012/bern - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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