Krebsvorsorge:Mehr als 70 neue Krebsgene identifiziert

Dank einer riesigen Genanalyse kennen Forscher für einige Krebsarten nun doppelt so viele Markergene wie bisher. Sie hoffen, damit neue Vorsorge-Tests entwickeln zu können.

Die Zahlen können sich sehen lassen: 1000 Wissenschaftler haben die DNA von 100.000 Krebspatienten mit der von ebensovielen Gesunden verglichen. Entdeckt haben sie 74 neue Markergene (sogenannte Single Nucleotide Polymorphism (SNP?). Damit verdoppelt sich die Zahl der bekannten Marker für mehrere Krebsarten.

Im Einzelnen entdeckten die Forscher 49 veränderte DNA-Abschnitte für Brust-, 26 für Prostatakrebs sowie acht für bösartige Tumore der Eierstöcke. Die Forscher hoffen, damit Tests zu entwickeln, "die Brustkrebs-Screenings ergänzen" und "effektiven Prostata-Vorsorgeprogrammen einen Schritt näher kommen" können, wie Doug Easton von der Universität Cambridge sagt, der an den Untersuchungen beteiligt war.

Das klingt wohl nicht ohne Grund vorsichtig: Denn längst sind noch nicht alle relevanten Erbgutveränderungen identifiziert. Nach Schätzungen der Forscher dürften nun für Brust- und Prostatakrebs je rund 30 Prozent der familiären Riskofaktoren bekannt sein. Für den Eierstockkrebs nur etwa vier Prozent.

Für den Eierstockkrebs, die tödlichste der drei untersuchten Krankheiten, gibt es bislang noch gar keine Vorsorge-Untersuchungen. Dagegen existieren zur Brustkrebs-Früherkennung ausgedehnte Mammographie-Programme. Allerdings sind sie nicht hunderprozentig zuverlässig und damit umstritten. Ähnliches gilt für die PSA-Tests, die Prostatakrebs frühzeitig entdecken sollen.

Auf der Basis der entdeckten Marker entwickelte Gentests könnten die Risikoabschätzung möglicherweise zuverlässiger machen. Dennoch sind hier noch viele Fragen zu klären, schreiben britische Forscher in einem Kommentar in der Fachzeitschrift Nature Genetics, in der mehrere Ergebnisse der Analyse veröffentlicht wurden. Neben technischen und finanziellen stellen sich vor allem auch ethische Fragen: Wer soll und darf genetische Daten einsehen: Andere Familienmitglieder, die ebenfalls gefährdet sein könnten? Welche Ärzte? Versicherungen und Arbeitgeber gar?

Und letztlich, so schreiben die Wissenschaftler, sollten auch einfache Präventionsmaßnahmen nicht vergessen werden: Nikotinverzicht, allenfalls mäßiger Alkoholkonsum, gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung können das Risiko für viele Krebsarten senken.

Die neuen Markergene wurden im Rahmen der Collaborative Oncological Gene-environment Study (COGS) identifiziert. Nach Angaben ihres Koordinators ist sie das größte Genanalyse-Projekt der Welt. Die Ergebnisse wurden zeitgleich in 13 verschiedenen Studien in mehreren Fachzeitschriften veröffentlicht.

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