Handys und Fußgänger:Simsenden Auges in die Gefahr

sms Fußgänger

Nur Augen für das Mobiltelefon: Fast ein Drittel der Fußgänger ist einer neuen Studie zufolg so unterwegs.

(Foto: AP)

Handys beeinträchtigen die Konzentration von Fußgängern in verblüffendem Maß. US-Mediziner halten es daher für denkbar, das Verfassen von Kurznachrichten beim Laufen ebenso zu ächten wie Alkohol am Steuer.

Von Sebastian Herrmann

Fußgänger lassen sich von ihren Mobiltelefonen stark ablenken. Wer schon einmal von einem SMS-tippenden Menschen fast über den Haufen gelaufen oder beinahe von einem telefonierenden Autofahrer gerammt worden ist - also jeder, der irgendwann einmal eine Großstadt besucht hat - für den mag das keine Überraschung sein. Doch verblüffend ist das Ausmaß, mit der die mobilen Geräten die Konzentration beeinträchtigen.

So beobachteten Forscher der Universität von Washington, dass jeder dritte Fußgänger an mehreren belebten Kreuzungen in Seattle nicht ganz bei der Sache war, während er die Straße überquerte. Statt artig nach links und rechts zu blicken, glotzten diese Verkehrsteilnehmer auf ihr Smartphone, telefonierten oder hörten Musik (Injury Prevention, online).

Die Mediziner um Beth Ebel beobachteten 1102 Passanten an 20 belebten Kreuzungen der Stadt. Die meisten Szenen sammelte das Team in der morgendlichen Rushhour zwischen acht und neun Uhr. Die meisten Fußgänger - 80 Prozent - waren alleine unterwegs, ebenso viele beachteten die Ampelsignale und warteten auf die Grünphase, bevor sie die Straße überquerten.

Doch fast ein Drittel der Passanten beschäftigte sich mit mobilen Geräten, während sie über die Straße liefen. Elf Prozent hörten damit Musik, sieben Prozent schrieben Kurznachrichten oder E-Mails und sechs Prozent telefonierten. So weit, so banal.

Die weiteren Daten aber verdeutlichten die Auswirkungen dieses alltäglichen Verhaltens: Wer abgelenkt war, achtete nicht nur weniger auf den Verkehr, sondern brauchte auch deutlich länger, um über die Straße zu gelangen. Wer mit seinem Handy schrieb, während er lief, benötigte etwa 20 Prozent mehr Zeit. Diese Tätigkeit lenkte auch stärker ab als alle anderen Funktionen der Geräte, die die Fußgänger nutzten. Beim Laufen zu tippen sollte vielleicht so sehr geächtet werden, wie unter Alkoholeinfluss zu fahren, schlagen die Mediziner deshalb vor.

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