Zweitwohnsteuer in München:Respekt, Herr Kämmerer!

Auch Familie Polt, am Schliersee lebend mit Quartier in Schwabing, bekam Post aus München. Und zwar gleich viermal. Der Zweitbewohner Gerhard Polt salutiert und schrieb der Stadt zurück: Hurra und vielen Dank!

Der Stadtrat hat die Einführung einer Zweitwohnungssteuer (es sind neun Prozent der Jahresnettokaltmiete) mit Wirkung zum 1. Februar beschlossen. Mit den Einnahmen aus dieser Steuer sollen, so heißt in den Briefen, die Stadtkämmerer Ernst Wolowicz derzeit verschickt, "Auswirkungen der Haushaltungskonsolidierung etwas abgemildert werden".

Auch Familie Polt, am Schliersee lebend mit Quartier in Schwabing, bekam Post aus München. Und zwar gleich viermal, offenbar geht die Stadt auf Nummer sicher: Gerhard Polt, Ehefrau Christine, Sohn Martin und Mutter Dorothea. Haushaltsvorstand Gerhard Polt schrieb dem Kämmerer zurück:

"Hurra und vielen Dank für Ihre Mitteilung, mir Ihre Zweitwohnungssteuer anzutragen. Bei nur neun Prozent meiner Jahresnettomiete ist sie mir ein höchst willkommenes Geschenk. Sie hätten ja auch 30 Prozent verlangen können, aber so komme ich in den Genuss einer Nettoersparnis von 21 Prozent. Können Sie sich das denn überhaupt leisten? Jedenfalls Dank für diese enorme Generosität.

Toll Ihr Argument! Sie wollen Geld, weil Sie eins brauchen! Dieser Stichhaltigkeit stehe ich mit äußerstem Respekt gegenüber. Auch Ihre Entscheidung, von mir keine Entschädigung zu verlangen, obwohl ich mich zugegebenermaßen schon seit Jahrzehnten in Ihrer Stadt aufhalte und außer der Miete etc. keine weiteren Kosten entrichte, ringt mir große Bewunderung ab. Gern gestehe ich Ihnen zu - meine bisherige Aufassung, ausgerechnet in München Theater zu spielen ohne an die Konsequenzen zu denken, ist naiv und überzogen. Wie jedermann weiß, gibt es außerhalb ihrer schönen Stadt eine Unzahl von Bühnen und Theatern, wo man, ohne die Stadt belasten zu müssen, auftreten kann.

Mit gleicher Post muss ich Ihnen jedoch leider noch zur Kenntnis bringen, dass meine Mutter, obwohl sie seit frühester Kindheit innerhalb des Münchner Burgfriedens lebte, vor 11 Jahren außerhalb der Stadtgrenzen ihre letzte Ruhe fand und sie somit kaum Interesse zeigen dürfte, Ihnen Ihre berechtigte Zweitwohnungssteuer zu entrichten. Ich jedoch sehe einem baldigen Mautsystem zum Betreten Ihrer Stadt mit freudiger Erwartung entgegen. Bleiben Sie gesund. Mit einem Salut auf neue Gebühren verbleibe ich Ihr Zweitbewohner

Gerhard Polt

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