Zweite Karriere:Madam Secretary geht an die Wall Street

Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright wird Hedge-Fonds-Managerin. Im Dschungel von Bilanzen und Renditeprognosen muss sie sich aber nicht zurechtfinden. Das werden andere für sie erledigen.

Andreas Oldag

Einige Banker an der Wall Street reiben sich verwundert die Augen. Madeleine Albright startet einen Hedge-Fonds? "Es gibt eben immer Überraschungen", sagt ein Analyst.

Zweite Karriere: Madeleine Albright: Die 69-Jährige denkt nicht an Ruhestand.

Madeleine Albright: Die 69-Jährige denkt nicht an Ruhestand.

(Foto: Foto: Reuters)

Für Brancheninsider mag es nicht gerade ein Ausweis für Professionalität sein, wenn eine ehemalige amerikanische Außenministerin plötzlich ins Finanzgeschäft einsteigt. Aber wahrscheinlich geht es auch gar nicht darum, dass sich die Ex-Politikerin künftig im Dschungel von Bilanzen und Renditeprognosen zurechtfindet. Das werden andere für sie erledigen.

Der Hedge-Fonds "Albright Capital Management LLC" ist einer jener vielen Neugründungen von Investmentfirmen, die den Boom in diesem Bereich nutzen wollen.

Ein gerngesehener Gast

Und Madam Secretary soll offenbar als Aushängeschild dienen, um Anleger anzulocken. Denn nicht nur in den USA ist die 69-Jährige eine bekannte Persönlichkeit. Sie tritt in Talkshows auf, ist aber auch auf internationalen Kongressen ein gerngesehener Gast.

"Albright Capital bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Expertise in internationaler Politik mit professionellem Investment zu verbinden", meint Else Bos.

Der Investmentmanager ist beim niederländischen Pensionsfonds PGGM für die Anlagestrategie zuständig. PGGM liefert das Startkapital für den Albright-Fonds, das 329 Millionen Dollar (250 Millionen Euro) beträgt.

Nicht bei den Großen der Branche

Albright Capital gehört damit nicht zu den Großen der Branche, die zum Teil ein milliardenschweres Portfolio haben. Im vergangenen Jahr sammelten die hochspekulativen Fonds die Rekordsumme von 126,5 Milliarden Dollar weltweit ein. Insgesamt verwalten die Fonds damit Mittel in Höhe von 1,4 Billionen Dollar.

Madam Secretary geht an die Wall Street

Klein aber fein, heißt stattdessen das Motto des Albright-Fonds, um sich von der Masse abzuheben. Albright will die Strategie auch mit einer sozialen Komponente verbinden: So soll in Schwellenländer investiert werden und dabei speziell in Projekte, die "gute Unternehmensführung" und "soziale Verantwortung" repräsentieren.

Berühmter Name

Das alles klingt nicht sehr konkret. Doch offenbar soll der berühmte Name allein schon für genügend Attraktivität sorgen, um in dem knallharten Geschäft ganz vorne mitzuspielen.

Auch andere Ex-Politiker nutzen ihr Renommee für den Einstieg in eine zweite Karriere. So übernahm der ehemalige amerikanische Finanzminister John Snow im vergangenen Jahr bei der Investmentfirma Cerberus Capital Management den Posten eines Verwaltungsrats. Cerberus sorgte in Deutschland für Schlagzeilen, als der Fonds Wohnimmobilien hauptsächlich in den neuen Bundesländern kaufte.

Lehrauftrag an der Georgetown-Universität

Wie viel Zeit Albright nun tatsächlich in ihren Hedge-Fonds investiert, ist nicht bekannt. An den Ruhestand scheint sie aber ohnehin nicht zu denken. Seit ihrem Ausscheiden aus der Politik - sie war die erste Frau im Amt des US-Außenministers und galt als eine der engsten Vertrauten des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton - lehrt sie an der Georgetown-Universität in Washington.

Außerdem gründete sie eine Politikberatungsgesellschaft. Sogar in der TV-Serie "Gilmore Girls" trat die gebürtige Tschechin einmal auf - in einem Traum als Rory"s Mutter. Da fehlte vielleicht nur der Traum von einer Banker-Karriere.

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