Zusatzversicherungen:Wann zusätzlicher Schutz wirklich wichtig ist

Viele Gesundheitsleistungen gehören nicht mehr in den Standardkatalog der Krankenkassen. Aber nicht jede Zusatzpolice "erspart" dem Patienten hohe Kosten.

Wer eine neue Zahnkrone oder eine Brücke braucht, zahlt dafür leicht einige hundert Euro extra. Eine Zusatzversicherung schmälert die hohen Kosten für den Patienten. Die Versicherer bieten aber auch überflüssige Zusatzpolicen für Kassenpatienten an. Finanztest erklärt, welcher Extraschutz wirklich sinnvoll ist.

Zusatzversicherungen: Krankentransport mit Rettungshubschrauber "Christoph 60" der deutschen Rettungsflugwacht.

Krankentransport mit Rettungshubschrauber "Christoph 60" der deutschen Rettungsflugwacht.

Finanztest hat 15 verschiedene Zusatzversicherungen für die Gesundheit einem Bedarfs-Check unterzogen.

Zusatzpolicen bieten private Versicherer und gesetzliche Krankenversicherungen Kassenpatienten mit großem Erfolg an. Nicht jeder Schutz ist notwendig. Jeder Versicherungsart hat Finanztest ein Relevanzkriterium auf einer vierstelligen Skala zugeordnet. Kein Zusatzvertrag ist "unbedingt notwendig".

"Sehr zu empfehlen" sind die Auslandsreise-Krankenversicherungen der privaten Gesellschaften. Ebenso der "Wahltarif Ausland" - er ist das Pendant der Krankenkassen - sowie die Krankentagegeldversicherung. Die fast gleichlautende Krankenhaustagegeldversicherung, die Brillenversicherung, die Versicherung für Privatabrechnung beim Arzt, das sogenannte Kostenerstattungsverfahren, und die Kurtagegeldversicherung sind dagegen "unnötig". Acht Vertragsarten sind "sinnvoll".

Auslandsreiseschutz ist Pflicht

Eine Auslandsreise-Krankenversicherung braucht jeder, der außerhalb Deutschlands Urlaub macht. Denn die gesetzliche Krankenversicherung kommt nicht einmal innerhalb der Europäischen Union für alle Gesundheitsleistungen auf. Ist etwa ein Rücktransport aus dem Ausland nach Deutschland aus medizinischen Gründen unausweichlich, dann zahlt die Kasse nicht. Und auch auf so manchen Behandlungskosten bleibt der Kassenpatient ohne Auslandskrankenschutz sitzen. Finanztest empfiehlt gesetzlich Versicherten, die dafür Geld übrig haben, auch eine Police für Krankentagegeld. Arbeitnehmer erhalten nämlich nur in den ersten sechs Krankheitswochen weiterhin Gehalt vom Chef. Bei längerer Krankheit zahlt die Kasse zwar Krankengeld, doch das deckt nur einen Teil des fehlenden Einkommens ab. Für viele gesetzlich versicherte Selbstständige tritt die Krankentagegeldversicherung an die Stelle des gesetzlichen Krankengeldes.

Zahnzusatzschutz ist sinnvoll

Die Zahnzusatzversicherung ist für alle Patienten sinnvoll, die einen höherwertigen Zahnersatz wünschen, als es die Kasse bezuschussen würde. Immer mehr Versicherte lassen sich lieber ein teures Implantat statt einer billigeren Brücke einsetzen. Ein Implantat kostet aber um die 1800 Euro, das ist für viele ein knappes Monatsgehalt. Auch Versicherungspakete etwa für Zähne, Brille und Heilpraktiker helfen Kunden weiter, die gern Extraleistungen in Anspruch nehmen. Eine ausschließliche Brillenversicherung ist allerdings nicht nötig. Oft ist die Leistungsobergrenze der Police im Verhältnis zum Beitrag so gering, dass es für den Brillenträger günstiger ist das Geld selbst anzusparen.

Pflegezusatzversicherung ratsam

Auch zu einer Pflegezusatzversicherung rät Finanztest. Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt im Ernstfall nur einen Teil der Pflegekosten ab. Das wird sich auch nach der bevorstehenden Reform kaum ändern. Je nach Pflegebedürftigkeit kann bereits jetzt eine Lücke von bis zu 2000 Euro im Monat entstehen. Die müssen Betroffene ohne private Zusatzversicherung aus eigener Tasche schließen. Meist reicht dafür weder die Rente noch das Privatvermögen aus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: