Zockereien bei der HSH Nordbank:Dr. No und die Gnade des Alten

Er hat die windigen Deals der Londoner HSH-Banker genehmigt - und wird mit Vertrauen belohnt: Chefaufseher Kopper schützt Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher.

Die Transaktion trägt seine Handschrift. Dirk Jens Nonnenmacher, seinerzeit noch Finanzchef der HSH Nordbank, hat verlustreiche Risikogeschäfte seiner Londoner Banker gegengezeichnet - eine halbe Milliarde Euro Schaden entstand der ohnehin schon maroden Landesbank auf diese Weise.

Für den Aufsichtsratschef des Instituts, Hilmar Kopper, ist das kein Grund, den umstrittenen Banker zu tadeln oder gar abzuberufen. Im Gegenteil - mit einer "deutlichen Erklärung", so wurde Koppers Statement zumindest angekündigt, stärkt er Nonnenmacher, der bankintern in Anlehnung an den James-Bond-Bösewicht Dr. No genannt wird, den Rücken.

Die "Omega 55"-Transaktion, die zu hohen Belastungen geführt hatte, sei von den zuständigen Vorständen genehmigt und von Nonnenmacher gemeinsam mit den übrigen Vorstandsmitgliedern gegengezeichnet worden, teilte Kopper mit. "In der seinerzeitigen Funktion als Finanzvorstand hatte Herr Nonnenmacher keine direkte Kreditverantwortung", stellte er jedoch klar. Bei einem anderen Geschäft - "Omega 52" - sei Nonnenmacher noch nicht im Vorstand gewesen.

Mangelhafte Kontrollsysteme

Kopper räumte ein, dass die damaligen Risikomanagement- und Kontrollsysteme der Bank nicht ausreichend und angemessen waren. Die Anwaltskanzlei Freshfields solle nun bis zum Monatsende einen Zwischenbericht vorlegen, ob frühere oder aktuelle Vorstände der HSH Nordbank ihren Pflichten während der Finanzmarktkrise nachgekommen sind, ergänzte er.

Nonnenmacher sieht sich wegen der Omega-Transaktion mit Rücktrittsforderungen von Oppositionspolitikern in den HSH-Eignerländern Hamburg und Schleswig-Holstein konfrontiert. Durch das umstrittene Milliardengeschäft musste die HSH im vergangenen Jahr den Wirtschaftsprüfern von KPMG zufolge 500 Millionen Euro abschreiben. Die Abschreibung hatte zur Beinahe-Pleite der Bank beigetragen und den damaligen HSH-Chef Hans Berger den Job gekostet. An seine Stelle rückte Nonnenmacher, der zuvor Finanzvorstand war.

Am kommenden Dienstag kommt der Aufsichtsrat der HSH-Nordbank zusammen, der über neue Vorstandsmitglieder entscheiden soll. Seit Monaten fungiert Nonnenmacher zusätzlich als Finanzvorstand, Risikochef und verantwortet das operative Geschäft. Die Finanzaufsicht dringt auf eine Besetzung der vakanten Stellen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: